18.02.2016 Diverses

Thomas Wort zum Freitag: Warum ALLE keine Zielgruppe ist und was ich dagegen tun kann. Oder: Wie ich aus süß langweilig wurde

Es war Donnerstag, 19:00 Uhr. Die Abgabe des neuen Blogbeitrags sollte noch vor Mitternacht erfolgen. Newsfeed-Targeting. Eigentlich ein Lieblingsthema von mir. Aber mir fällt einfach nichts ein. Gar nichts. Mann!! Fuck it! Ich musste raus. Ich löste meine müden Augen von meinem MacBook und organisierte ein paar meiner spontanen Freunde. Na dann: WhatsApp-Gruppe gegründet, Tisch […]

Thomas Meyer
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Es war Donnerstag, 19:00 Uhr. Die Abgabe des neuen Blogbeitrags sollte noch vor Mitternacht erfolgen. Newsfeed-Targeting. Eigentlich ein Lieblingsthema von mir. Aber mir fällt einfach nichts ein. Gar nichts. Mann!! Fuck it! Ich musste raus. Ich löste meine müden Augen von meinem MacBook und organisierte ein paar meiner spontanen Freunde. Na dann: WhatsApp-Gruppe gegründet, Tisch in der Lieblingsbar reserviert und fertig gemacht.

Eine Stunde später saßen knapp 15 Freunde an einem Tisch und erzählten sich was gerade so bei ihnen los war. Typische Midlife-Gespräche: Von anfänglichen Arbeitsgeschichten ging es nach zwei, drei Bier über zu „wer schläft mit wem“ und Stammtisch-Politik. So erzählte man und erzählte man. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich selbst auch gerne reden höre und so war ich ebenfalls ständig am Quatschen. Ich weiß nicht, ob es am Alkohol, der elektrisierenden Stimme David Bowies oder an meinem Social Media Junky Mindset lag – doch plötzlich war alles so klar- so unfassbar einfach.

wortzumfreitagteaser

 

Einfach mal Zuhören

Ich hielt ausnahmsweise mal die Klappe und hörte einfach nur zu. Listening.

Meine Freunde unterhielten sich im Dialog oder in kleinen Grüppchen über die verschiedensten Themen. Ad hoc hätte ich mich wohl nur für ein oder maximal zwei dieser Gespräche interessiert und wäre fließend eingestiegen.

Na gut – nochmal kurz darüber nachgedacht: Ja, wir reden mit Menschen, von deren Meinung wir glauben, dass sie für uns Relevanz hat und bringen uns dann ein, wenn uns das Thema interessiert. Macht irgendwie Sinn, oder? Gut, ich möchte das überprüfen. Stefan brachte eine Freundin mit, Alexandra, die eigentlich in Frankfurt lebt und ihn hier in Wien besuchte. Ich schätzte sie auf Mitte, Ende 20, interessantes Wesen und etwas schüchtern. Wir kamen ins Gespräch. Sie hatte eigentlich nen super spannenden Job als Kuratorin in einem Kunstmuseum. Normalerweise hätte ich jetzt mein Halbwissen über den französischen Impressionismus und „Der blaue Reiter“ ausgepackt, doch ich erzählte ihr stattdessen etwas über die Relevanz von Suchmaschinenoptimierung von Zahnarztpraxen – und das noch so unfassbar trocken und unsexy, dass es mir selbst peinlich war. Nicht nur, dass ich verwirrte Blicke von meinen Freunden erntete – nein – sie begann erschreckend gelangweilt von mir zu sein. Ich denke anfänglich fand sie mich ganz süß, doch ich entpuppte mich wohl als absolute Enttäuschung. Geschickt begann sie mit ihrem Sitznachbarn (der wohl schon von Anfang an ein Auge auf sie geworfen hatte) ein Gespräch und war mich auf immer und ewig los…

WAS PASSIERTE??? Ganz easy. Ich belästigte sie mit für sie völlig irrelevanten Inhalten und sie warf sich hilfesuchend einem Mitbewerber um den Hals. Aus der Langeweile entstand der Need sich jemanden zu suchen, der sie eben nicht langweilte – sondern ganz im Gegenteil – sie unterhielt.

Gut, also, ich wendete mich der falschen Person zu. Das kann passieren. Ich könnte nun auf von Person zu Person gehen und ALLEN diese unsexy Geschichte über SEO-Marketing erzählen. Das Resultat wäre ähnlich: Sie würden wohl denken, ich hätte ein Burn-Out, bin nach 2 Bier völlig betrunken oder habe nun komplett den Verstand verloren und sich desinteressiert von mir abwenden. Und die eine Person…die einzige in der Runde, die noch dazu Zahnärztin war, der einzige Mensch dessen Feedback interessant gewesen wäre, war in der Zwischenzeit heimgegangen…Tja…Pech gehabt. Nein, kein Pech, denn:

Alle ist keine Zielgruppe.

Zielgruppe. Tja..da haben wir‘s.

Kotler, der Marketing-Super-Douper-Ober-Guru, der mich mein ganzes BWL-Studium mit seinem Standardwerk „Marketing Management“ wahrlich verfolgt hatte, definiert den Begriff präzise als Personenkreises, der „am ehesten zum Kauf fähig, willens und bereit ist“.

Na, was wollen wir mehr? Ich will doch nicht alle! Alle interessieren mich nicht. Alle kaufen nicht. Alle liken nicht. Alle teilen nicht. Ganz im Gegenteil. .

Ziele ich auf alle ab, erreiche ich wenige.

Ich nenn das jetzt einfach mal das „Facebook-Paradoxon“. Wer weiß, vielleicht werde ich mal berühmt damit…#ritchbitch
Also, Alle ist nicht gut. Das ist nun klar. Mein Output übersteigt ganz klar den Input und ich erreiche nicht die, die zum Kauf willens sind.
Tja, und nun die gute Nachricht. Wir können das beeinflussen. Und zwar ganz einfach…und ganz ohne zusätzlicher Investitionen. Organisches Newsfeed-Targeting. Tadaaaaaaaaaa. So geil!
Also, das heißt, ich kann meine Posts (innerhalb gewisser Kategorien wie Alter, Beziehungsstatus, Interessen, Herkunft, Sprache etc.) auf meine Zielgruppe ausrichten.

 

Facebook - Preferred Audience

Facebook – Preferred Audience

Wie die Realität aussieht …

Gerade jetzt hab ich meinen Newsfeed durchgescrollt und mit Absicht mit all jenen Beiträgen interagiert (geliked, geteilt oder kommentiert), die für mich von Bedeutung waren. War nicht wirklich viel Arbeit. Nur 2 von 30 Page-Posts waren spürbar interessant für mich.

Tja…so kann man seine geschätzten 3% Newsfeed-Ausspielung auch verheizen…

Klar bin ich durch die vorgegebenen Kategorien beim organischen Targeting bis zu einem gewissen Grad auch eingeschränkt. Doch genau dafür gibt es Ads. Social Media ist kein „All-you-can-eat“-Buffet. Wer was erreichen will, muss a) mit den richtigen Leuten reden und b) eventuell investieren…

Ob organisches Targeting von Facebook mit mehr Reichweite belohnt wird? Ich weiß es beim besten Willen nicht. Was ich weiß ist, dass ich lieber 3% potentielle Leads/Interessenten erreiche als Lotto spiele und vermutlich gar nichts gewinne.

Denn diese 3% finden mich cool – interagieren mit höherer Wahrscheinlichkeit mit mir und generieren somit Viralität…und erweitern somit meine potentielle Zielgruppe um deren Freunde – die mit hoher Wahrscheinlichkeit dieselben Interessen haben und daher auch an mir Interesse haben. Somit wird die allgemeine Attraktivität eures Produkts oder eurer Dienstleistung auch völlig hinfällig – denn egal wie unsexy das ist, was ihr anbietet, es gibt immer Leute die drauf stehen 🙂

Also, holen wir uns doch die Leute mit den Inhalten, die sie auch wirklich spannend finden. Oder wollt ihr wirklich Zahnarztpraxis-Thomas sein – uninteressant und langweilig? 🙂

PS.: Alexandra, falls du das hier liest: Ich bin großer Kandinsky – Fan, weiß ungefähr über den französischen Impressionismus Bescheid und bin wirklich nicht so ein langweiliger Spacko 🙂

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