12.04.2013 Diverses

Facebook: Sehr geehrter Herr Bundespräsident Maurer

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Maurer Via Presse ( NZZ, Tagi und 20min.ch) habe ich heute erfahren, dass Sie nach kurzer Testzeit Ihre im Januar eröffnete Facebook Seite wieder schliessen und vom Netz nehmen. Es war zu lesen, dass Facebook Ihre Erwartungen nicht erfüllt habe, dass die Diskussionen häufig sehr oberflächlich geführt wurden, dass Substanz fehlte. […]

Thomas Hutter
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Die ehemalige Facebook Seite von Bundespräsident Ueli Maurer

Die ehemalige Facebook Seite von Bundespräsident Ueli Maurer

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Maurer

Via Presse ( NZZ, Tagi und 20min.ch) habe ich heute erfahren, dass Sie nach kurzer Testzeit Ihre im Januar eröffnete Facebook Seite wieder schliessen und vom Netz nehmen. Es war zu lesen, dass Facebook Ihre Erwartungen nicht erfüllt habe, dass die Diskussionen häufig sehr oberflächlich geführt wurden, dass Substanz fehlte. Ebenfalls konnte man lesen, dass Sie mehr Möglichkeiten für ein persönliches Zusammentreffen schaffen möchten, neue Begegnungen mit Ihren Untertanen erleben möchten “direkt, authentisch und von Angesicht zu Angesicht”.

Kein Dialog, keine Substanz

Alles schön und gut, leider Herr Bundespräsident Maurer, alles leeres BlaBla, wie man es leider von vielen Politikern täglich hört. Genau das direkte und authentische Begegnen mit Ihren Untertanen hätten Sie auf Facebook sehr gut erreichen können, hätten Sie sich mit der Materie auseinandergesetzt und nicht einfach durch Ihre Kommunikationsleute leere Inhaltshülsen auf Facebook publiziert. Ich habe Ihr Wirken auf Facebook vom ersten Tag an verfolgt, Ihre Beiträge gelesen, mich sogar ab und zu an diesen oberflächlichen Diskussionen ohne Substanz beteiligt. Was mir dabei aber auffiel, ist der Umstand, dass Sie, bzw. Ihre Kommunikationsfachleute sich nicht oder nur kaum am Dialog beteiligten. So funktioniert natürlich Kommunikation auf Facebook nicht – wir sprechen bei Facebook von einem interaktiven Kommunikationsmedium, nicht senden, sondern auch empfangen, bzw. zuhören. Leider ist dies eine Gabe, die vielen fehlt, anscheinend leider auch Ihnen, lieber Herr Bundespräsident Maurer. Ohne Dialog gibt es keine wirklichen Diskussionen und ohne Diskussionen fehlt die Substanz. Ehrlich gesagt, fehlte mir auch in diversen Beiträgen von Ihnen die Substanz, viele Beiträge waren sehr oberflächlich, entsprechend auch die Kommentare Ihrer noch jungen und überschaubaren Fangemeinde.

Von nichts, kommt nichts

In den Zeitungsmeldungen war zu lesen, dass Facebook Ihre anscheinend sehr hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Facebook wird allerdings nie Erwartungen erfüllen können, solange Facebook das Ziel ist. In meinen Facebook Marketing Seminaren lehre ich den Teilnehmern, dass Facebook nie das Ziel sein darf, sondern nur immer Mittel zur Zielerfüllung. In Ihrem speziellen Fall also ein Instrument um in Ihrem Präsidialjahr als Bundespräsident die Nähe zu Ihren Untertanen zu suchen, bzw. zu pflegen. Nun, wenn Sie sich jedoch nicht aktiv, authentisch und direkt dem Dialog stellen und Massnahmen treffen, dass Ihre Dialogversuche das gewünschte Publikum erreichen, dürfen Sie nichts erwarten. Gerade wenn man als Politiker eher nur durch Einkaufstouren im Zusammenhang mit Erkältungen Gripen wahrgenommen wird und auch eher sonst nicht als Kommunikations-Shooting-Star gilt, wäre hier vielleicht eine sinnvolle Strategie notwendig gewesen. Die Strategie dürfte dann allerdings nicht die reine Präsenz auf Facebook mit ein paar eher oberflächlichen Postings beinhalten – da wäre wesentlich mehr notwendig gewesen. Eigentlich schade Herr Bundespräsident Maurer, dass Sie und Ihre Kommunikationsfachleute die Chance nicht nutzten, Sie wirkungsvoll und effektiv als WebUeli2.0 zu positionieren, mit regelmässigen Videobotschaften, Chat-Sessionen mit Fragerunden, Umfragen und aber auch persönlichen Statements Ihren Untertanen auf eine authentische und direkte Art und Weise zu involvieren. Aber eben, diese Dinge sind mit Arbeit verbunden, mit viel Arbeit, gerade wenn man nicht der Obama der Schweiz ist.

Kurzer Versuch…

Wie anfänglich erwähnt, verfolge ich Sie auf Facebook seit dem Beginn Ihrer Aktivitäten anfangs Jahr. Das sind nun noch nicht einmal 4 Monate. Unternehmen wie Migros, Swisscom, Swiss oder andere Schweizer Sympathieträger benötigen Monate und Jahre Ihre Communities aufzubauen, Dialog zu initiieren und zu fördern. Die daran beteiligten Mitarbeiter bilden sich laufend weiter, ajustieren ihre Strategien und adaptieren Neues tagtäglich. Sie, als höchster Schweizer, denken, dass Sie bereits nach 4 Monaten tiefgehende und substanzielle Diskussionen führen sollen können. Bitte überlegen Sie einmal, wie viel Zeit in andere Dinge investiert werden muss, bis etwas zum Erfolg wird? Beispielsweise in den unnötigen Kauf von Gripen Flugzeugen investieren Sie schon fast seit Beginn Ihrer Amtszeit – auch hier dürften Ihre und auch meine Erwartungen noch nicht erfüllt worden sein – trotzdem machen Sie authentisch weiter, nahe am Volk…

In diesem Sinne, Herr Bundespräsident Maurer, wünsche ich Ihnen auch ohne Facebook Präsenz viel Erfolg, ich hoffe, dass Sie bei den zukünftig häufigeren öffentlichen Begegnungsmöglichkeiten mehr Leute antreffen und in Gespräche involvieren können, halt ganz analog, von Angesicht zu Angesicht wie das Anno dazumal bereits gang und gäbe war. Für die Schweiz hoffe ich, dass der nächste Bundespräsident oder die nächste Bundespräsidentin im Jahre 2014 ein bisschen moderner, zukunftsgerichteter und auch geduldiger vorgeht.

Viel Glück und alles Gute!

Thomas Hutter

 

PS ein bisschen Sympathie in der digitalen Welt haben Sie ja doch, das YouTube Video mit Ihnen als Hauptdarsteller wurde nun doch schon über 160’000 mal abgerufen! Nicht ganz Justin Biber oder Gangnam Style like, aber auf gutem Weg…

 

 

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