17.03.2018 Applikationen / Apps

Facebook: Und dann hat es “bumm” gemacht – Facebook suspendiert Cambridge Analytica von Facebook!

Wie Facebook in einer Pressemeldung im News Room bekannt gab, wurde das Unternehmen Strategic Communication Laboratories (SCL), einschliesslich ihres Unternehmens für politische Datenanalyse, Cambridge Analytica, von Facebook suspendiert. Cambridge Analytica wurde vor allem rund um die vollmundige Berichterstattung im Zusammenhang mit den US-Wahlen bekannt. In einem (umstrittenen) Beitrag im Schweizer Magazin wurde beschrieben, dass Cambridge […]

Thomas Hutter
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Wie Facebook in einer Pressemeldung im News Room bekannt gab, wurde das Unternehmen Strategic Communication Laboratories (SCL), einschliesslich ihres Unternehmens für politische Datenanalyse, Cambridge Analytica, von Facebook suspendiert. Cambridge Analytica wurde vor allem rund um die vollmundige Berichterstattung im Zusammenhang mit den US-Wahlen bekannt. In einem (umstrittenen) Beitrag im Schweizer Magazin wurde beschrieben, dass Cambridge Analytica Psychogramme von 220 Millionen US-Bürgern erstellt habe. Als Basis dienten kommerziell gehandelten Daten, Wählerlisten sowie Facebook Likes und dem sogenannten Ocean-Modell, welches auf einer Gewichtung von fünf Persönlichkeitsdimensionen beruht: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Der Artikel im Schweizer Magazin war unter Experten stark umstritten und sorgte für heftige Diskussionen und teilweise konträren Publikationen.

Gemäss Wikipiedia gab der Geschäftsleiter von Cambridge Analytica, Alexander Nix, an, dass Cambridge Analytica an 44 US-Wahlkampf-Kandidaturen beteiligt war. Bekanntheit erlangte das Unternehmen 2015, als es Ted Cruz bei seiner Bewerbung als Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei als ersten wichtigen Kunden für sich gewinnen konnte. Cambridge Analytica nimmt für sich in Anspruch Ted Cruz von einem unbekannten Politiker zu einem wählenswerten Kandidaten nach vorne gearbeitet zu haben. Tatsächlich wurde die Zusammenarbeit mit CA allerdings vorzeitig durch Cruz’ Wahlkampfteam beendet, als sich herausstellte, dass die erarbeiteten Vorhersagen über das Wahlverhalten bei den Vorwahlen nicht zutrafen. Dass CA überhaupt herangezogen worden war, ging auf das Drängen von Rebekah Mercer zurück, die mit ihrem Vater, dem Milliardär Robert Mercer, die Wahlkampagne von Cruz mit Millionenbeträgen unterstützte und mit dem bisherigen Verlauf sehr unzufrieden war. Die Mercers sind auch die Hauptfinanziers von CA. Als Cruz im Vorwahlkampf ausschied, setzten die Mercers auf den zu diesem Zeitpunkt chancenlos erscheinenden Aussenseiter Donald Trump und richteten ihr zur Unterstützung von Cruz geschaffenes Super-PAC darauf aus. Auch in diesem Zusammenhang wurde Cambridge Analytica wieder eingeschaltet und nahm später für sich in Anspruch, eine „entscheidende Rolle“ beim Zustandekommen des überraschenden Wahlsiegs Trumps gespielt zu haben. Nix behauptete, die Firma habe eine einzigartige Methode zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen nach dem OCEAN-Modell entwickelt und damit Profile von 220 Millionen US-Bürgern erstellt. Kritiker äußerten allerdings schon bald Zweifel, ob dieses „Geheimrezept“ („our secret sauce“) überhaupt existiere. Und es sei fraglich, ob die Anwendung des Modells für Vorhersagen des Wählerverhaltens funktionieren könne. Nach diversen Aussagen damals Beteiligter war CA nur mit relativ unbedeutenden Aufgaben betreut gewesen, und es seien insbesondere keine Persönlichkeitsprofile erstellt worden. Nach offiziellen Berichten überwies das Trump-Team zwischen Juli und Dezember 2016 insgesamt 5,9 Millionen Dollar an Cambridge Analytica.

Die Suspendierung von Cambridge Analytia durch Facebook

In einer Pressemeldung im News Room gab Facebook bekannt, dass die Strategic Communication Laboratories (SCL), einschließlich ihres Unternehmens für politische Datenanalyse, Cambridge Analytica, von Facebook supspendiert wurden.

Facebook schreibt dazu:

Wir suspendieren die Strategic Communication Laboratories (SCL), einschließlich ihres Unternehmens für politische Datenanalyse, Cambridge Analytica, von Facebook. Angesichts der öffentlichen Bedeutung dieser Organisation wollen wir uns einen Moment Zeit nehmen, um zu erklären, wie wir zu dieser Entscheidung gekommen sind und warum.

Wir halten uns an strenge Standards und Richtlinien.

Der Schutz der Daten von Personen steht im Mittelpunkt unseres Handelns, und wir verlangen dasselbe von denjenigen, die Apps auf Facebook betreiben. Im Jahr 2015 erfuhren wir, dass ein Psychologieprofessor an der University of Cambridge, Dr. Aleksandr Kogan, uns belogen und unsere Plattformrichtlinien verletzt hat, indem er Daten von einer Anwendung, die Facebook Login verwendet, an SCL/Cambridge Analytica weitergab, eine Firma, die politische, Regierungs- und Militärarbeit rund um den Globus leistet. Er gab diese Daten auch an Christopher Wylie von Eunoia Technologies, Inc. weiter.

Wie alle App-Entwickler forderte Kogan Informationen von Menschen an, nachdem sie sich entschieden hatten, seine App herunterzuladen. Seine App “thisisyourdigitallife” bot eine Persönlichkeitsprognose und stellte sich auf Facebook als “Forschungsapplikation für Psychologen” dar. Rund 270.000 Menschen haben diese Applikation heruntergeladen und genutzt. Dabei erklärten sie sich damit einverstanden, dass Kogan auf Informationen wie die im Profil angegebene Stadt, auf Inhalte, die mit gefällt mir markiert wurden, zugreifen kann, sowie auf eingeschränkten Informationen über Freunde (abhängig von den Privatsphäreeinstellungen der Freunde).

Obwohl Kogan auf legitime Weise und über die korrekte Art und Weise, wie sie allen Entwickler auf Facebook zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stand, Zugang zu diesen Informationen erhielt, hielt er sich nicht an unsere Regeln. Durch die Weitergabe von Informationen an Dritte, einschließlich SCL/Cambridge Analytica und Christopher Wylie von Eunoia Technologies, hat er gegen unsere Plattformrichtlinien verstossen. Als wir von dieser Verletzung im Jahr 2015 erfuhren, entfernten wir seine App von Facebook und verlangten von Kogan und allen Parteien, denen er Daten weitergegeben hatte, dass die Informationen vernichtet wurden. Cambridge Analytica, Kogan und Wylie haben uns alle bescheinigt, dass sie die Daten vernichtet haben.

Regelverstösse führen zur Suspendierung

Vor einigen Tagen erhielten wir Meldungen, dass entgegen den uns erteilten Versicherungen nicht alle Daten gelöscht wurden. Wir forschen mit Nachdruck, um die Richtigkeit dieser Behauptungen zu ermitteln. Wenn diese Hinweise stimmen, ist dies ein weiterer unannehmbarer Verstoss gegen das Vertrauen und die eingegangenen Verpflichtungen. Wir suspendieren SCL/Cambridge Analytica, Wylie und Kogan von Facebook, bis weitere Informationen vorliegen.

Wir verpflichten uns, unsere Richtlinien zum Schutz der Daten von Personen rigoros durchzusetzen. Wir werden alle erforderlichen Schritte unternehmen, um sicherzustellen, dass dies geschieht. Wir werden gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten, um sie für jedes rechtswidrige Verhalten verantwortlich und rechenschaftspflichtig zu machen.

Wie sich die Dinge geändert haben

Wir arbeiten ständig daran, die Sicherheit und das Erlebnis für jeden auf Facebook zu verbessern. In den vergangenen fünf Jahren haben wir unsere Fähigkeit, Verstösse von App-Entwicklern zu erkennen und zu verhindern, erheblich verbessert. Jetzt durchlaufen alle Anwendungen, die detaillierte Benutzerinformationen anfordern, unseren App Review-Prozess, der von den Entwicklern verlangt, dass sie die Daten, die sie sammeln wollen, und die Art und Weise, wie sie sie verwenden wollen, rechtfertigen müssen, bevor sie überhaupt Menschen danach fragen dürfen.

Im Jahr 2014, nachdem wir Feedback von der Facebook-Community aufgenommen hatten, haben wir Anpassungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass jede Person selber entscheidet, welche Informationen sie über sich selbst, einschließlich ihrer Freundesliste, weitergeben möchte. Dies ist nur eine von vielen Möglichkeiten, wie wir den Menschen die Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie besser kontrollieren können. Bevor Sie sich für die Verwendung einer App entscheiden, können Sie die vom Entwickler angeforderten Berechtigungen überprüfen und entscheiden, welche Informationen Sie freigeben möchten. Sie können diese Berechtigungen jederzeit verwalten oder widerrufen.

Darüber hinaus führen wir fortlaufend eine Reihe von manuellen und automatisierten Prüfungen durch, um die Einhaltung unserer Richtlinien und eine positive Erfahrung für die Benutzer sicherzustellen. Dazu gehören Schritte wie stichprobenartige Audits bestehender Apps sowie die regelmäßige und proaktive Überwachung der am schnellsten wachsenden Apps.

Wir setzen unsere Richtlinien auf verschiedene Weise durch – von der Zusammenarbeit mit Entwicklern zur Behebung des Problems über die Aussetzung von Entwicklern von unserer Plattform bis hin zur Verfolgung von Rechtsstreitigkeiten.

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