27.04.2020 Diverses

Covid-19 Falschinformationen: Wie eng muss der Contentfilter sein?

Internet-Plattformen stehen seither vor der Herausforderung, Datenfluten mit kompromittierenden Inhalten in den Griff zu bekommen. Diese Herausforderung steigt durch die Covid-19-Pandemie erneut.

Kai Thrun
3 Min. Lesezeit
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Für Social Media Plattformen gehören kompromittierende Inhalte, Fake-News und gesetzeswidrige Inhalte zum Tagesgeschäft. In den Pandemie-Zeiten, in denen wir uns aktuell befinden, ist diese Herausforderung grösser denn je. Die Nachrichtendichte ist grösser geworden und die Menschen haben mehr Zeit für den Konsum von Nachrichten. Die wachsende emotionale Belastung verleitet viele dazu, sehr positive oder sehr negative Meldungen zu teilen. Insgesamt eine Konstellation, die nicht unbedingt förderlich für den rationalen Umgang mit Informationen ist.

YouTube zieht die Reissleine

Um gegen Falschinformationen vorzugehen, ziehen die Plattformen unterschiedliche Register. Für Aufsehen sorgte sicherlich die Entscheidung seitens YouTube. Die Geschäftsführerin Susan Wojcicki lässt sich bei CNN im Interview zitieren, «Fehlinformationen auf der Plattform ausmerzen zu wollen”. Darüber hinaus erklärte Frau Wojcicki, dass die Empfehlungen von Vitamin C, Kurkuma oder anderen Heilungsmethoden einen Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen darstellen und somit gelöscht werden. Sie wurde deutlicher und gab zu Protokoll: «Alles, was gegen die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verstösst, wäre ein Vorstoss gegen unsere Richtlinien.»

YouTube ist seit längerem in der Kritik, ein Platz für Verschwörungstheoriker, Rassisten und Fanatikern zu sein. Die Vorwürfe reichen einige Jahre zurück. Nicht zuletzt die Verbreitung in den Trending News eines Verschwörungsvideos zu einem Amoklauf Anfang 2018 hatte YouTube in scharfe Kritik gebracht. Das Unternehmen entschuldigte sich und gelobte Besserung. Wie diese Besserung im Detail aussah, ist unbekannt. Anfang 2020 wiederholt sich das Thema, wo man anfangs falsche Informationen zu 5G online stehen liess. Die Aussage von Frau Wojcicki steht dann in einem anderen Licht, wenn man berücksichtigt, dass Menschen in England 5G-Masten in Brand gesteckt haben. Es ist nicht unrealistisch, wenn hier die britische Regierung zum Handeln aufgefordert hat.

Facebook kommt aktuell mit Kennzeichnung aus

Einen anderen Weg als die Löschung geht Facebook. Benutzer der Plattform, die falsche Covid-19-Informationen gelesen, gesehen oder geteilt haben, erhalten eine Benachrichtigung mit der Aufforderung die Webseite der WHO zu besuchen. Um diese Informationen in ihrer Richtigkeit zu unterscheiden, hat Facebook unabhängige Faktenchecker engagiert. Für Deutschland wären das correctiv und die DPA. Aber auch bei Facebook läuft nicht immer alles rund. So hatte das Netzwerk kürzlich «Schluckauf», als eine Welle von Linkpostings als Covid-19-Spam markiert wurden.

WhatsApp mindert die Weiterleitungsmöglichkeiten

Mit einer ähnlichen Aufgabe sah man sich bei der Facebook Tochter Whatsapp konfrontiert. Nachdem WhatsApp zum Brandherd für Fehlinformationen wurde, hat WhatsApp die Weiterleitung von Nachrichten eingeschränkt. Um im Kampf gegen Fake-News als Sieger vom Platz zu gehen, können Nachrichten, die bereits 5 mal (oder häufiger) weitergeleitet wurden, nur noch einzeln weitergeleitet werden. Ein banales aber unter Umständen wirksames Mittel, was nach eigenen Angaben zu einem 70%igen Rückgang von viel geteilten Nachrichten führte.

Die Perspektive der Plattformen

Hinter all diesen Massnahmen stecken hochpolitische Entscheidungen. Entscheidungen, die weit über die Unternehmensphilosophie hinausgehen. Die Plattformen agieren in den unterschiedlichsten Kulturkreisen, haben Unmengen an Daten zu sichten und einen hohen Druck seitens der Politik. Gerade die politische Seite reagiert je nach Regierungsform offener oder etwas verschlossener.

Generell sahen sich Plattformen in der Vergangenheit mit verschiedenen Wahrheitstypen konfrontiert. Was ist denn korrekt, was ist falsch und was ist korrekt/falsch aber Propaganda? Wie lassen sich entsprechende Segmente erkennen und können diese maschinell unterschieden werden? Diese oberflächliche Fragestellung soll nur ansatzweise beleuchten, womit sich die Abteilungen für «misleading information» im Normalfall konfrontiert sehen.

Gleichzeitig darf man nicht ausser Acht lassen: Auch mit diesen Klicks und Aufrufen wird Geld verdient. Die Neutralität ist da sicherlich ein willkommenes Argument, um die Grenzen seiner potenziellen Verantwortung zu dehnen.

Fazit

Eine für alle Menschen gleichermassen korrekte Linie in der Anwendung von Filtern, deren Auswirkungen und deren Mechanik ist schwer zu finden. Sicherlich gibt es Inhalte, die klar der Löschung unterliegen müssen, weil sie zum Beispiel gegen geltende Gesetze verstossen. Alle anderen Informationen bewegen sich in einer subjektiven Sektion, da sie eventuell fragwürdig, aber nicht gleichzeitig illegal sind.

Es ist für den Einzelnen unter Umständen anstrengend, sich mit Personen auseinanderzusetzen, die Falschinformationen bewusst oder unbewusst teilen. Eine Bürde, die bereits von anderen Themen bekannt sein dürfte. Gleichzeitig haben sich die Plattformen der Neutralität und Meinungsfreiheit verschrieben, was grundsätzlich wichtig und richtig ist. Diese Verpflichtung darf allerdings nicht als Deckmantel dienen, wenn man der eigenen Sorgfaltspflicht nicht nachkommt.

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