Cybermobbing als Phänomen war vor einigen Jahren noch kein grosses Thema – im Gegensatz zu klassischem Mobbing. Ob auf dem Pausenplatz in der Schule oder im beruflichen Umfeld, es ist beinahe jedem ein Begriff – egal ob eigene Erfahrungen mit dem Thema existieren, oder man nur von Dritten weiss, die Opfer von Mobbing geworden sind. […]
Cybermobbing als Phänomen war vor einigen Jahren noch kein grosses Thema – im Gegensatz zu klassischem Mobbing. Ob auf dem Pausenplatz in der Schule oder im beruflichen Umfeld, es ist beinahe jedem ein Begriff – egal ob eigene Erfahrungen mit dem Thema existieren, oder man nur von Dritten weiss, die Opfer von Mobbing geworden sind. Mit der fortschreitenden Entwicklung digitaler, interaktiver Medien hat diese klassische Variante eine virtuelle Zusatzgestalt erhalten. Denn werden mit Hilfe von Handy oder Internet kompromittierende Texte, Bilder oder Filme verbreitet, mit dem Zweck, Personen blosszustellen oder zu belästigen, spricht man von Cybermobbing. Die Belästigung erfolgt dabei indirekt; Täter und Opfer stehen sich nicht physisch gegenüber.
Hatte ein Mobbing Opfer früher beispielsweise im Gegensatz zu Schulhof und Heimweg mindestens zu Hause einen geschützten Raum, wo die Schmähungen ausblieben, so setzt sich Cybermobbing via SMS, E-Mail oder Postings in Social Networks praktisch nahtlos fort. Hinzu kommt der Umstand, dass die virtuellen Beleidigungen online praktisch für Jedermann sichtbar und schwer zu entfernen sind. Durch die Anonymität des Internets ist es für die Täter leichter, unerkannt gegen ihre Opfer vorzugehen. Ausserdem sinkt beim quasi unerkannten agieren im Internet die Hemmschwelle der Täter. Plötzlich wird die Grenze zwischen „Spass“ und „Ernst“ bei der Kommunikation untereinander sehr unklar.
Im Vergleich zum traditionellen Mobbing bewegen sich die Zahlen für Cybermobbing Opfer in der Schweiz in einem niedrigeren Bereich – doch jedes Cybermobbing Opfer ist letztendlich eines zu viel. Losgelöst von Mobbing tritt Cybermobbing nur sehr selten in Erscheinung. In den meisten Fällen gehen traditionelles Mobbing und Cybermobbing Hand in Hand. Die Bezugspersonen der Heranwachsenden erkennen oft anhand von Verhaltensänderungen, dass etwas nicht stimmt. Die Opfer kämpfen nicht selten mit dem Verlust von Selbstvertrauen, Angstzuständen oder Depressionen. Um Cybermobbing vorzubeugen, sollten Eltern und Lehrpersonen Kinder und Jugendliche bereits früh darüber aufklären, welche Folgen respektloses Verhalten mit Handy und Internet nach sich ziehen kann.
Da Cybermobbing Attacken für die Betroffenen oft auch peinlich sind, ist es für sie nicht leicht, darüber zu sprechen. Dabei ist Schweigen die schlechteste Reaktion auf Cybermobbing. Nur wenn sich die Opfer jemandem anvertrauen, kann etwas gegen das virtuelle Mobbing getan werden. Liegt ein Fall von Cybermobbing vor, ist es wichtig, dass die Betroffenen mit Hilfe von Eltern oder Lehrpersonen das vorhandene Beweismaterial (z.B. Screenshots, SMS, MMS, E-Mails) sichern. Auskunft über das beste Vorgehen gibt KOBIK, die Koordinationsstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität (www.cybercrime.admin.ch). Trotz der scheinbaren Anonymität im Internet gelten auch hier gesetzliche Grundlagen für Persönlichkeitsverletzung, Verleumdung oder unbefugtes Beschaffen von Personendaten.
Es gilt die relativ simple Schlussfolgerung, dass wer Anstandsregeln und Respekt im „richtigen“ Leben pflegt, dies auch im Umgang mit Handy und Internet tun sollte – ob jung oder alt. Denn damit tut man sich selbst und anderen einen Gefallen.
Thematisieren Sie das Thema im Klassenkontext und diskutieren Sie mit Schülern darüber.
Schaffen Sie eine klassenübergreifende Policy zum Thema Mobbing/Cybermobbing an der Schule oder im Lehrbetrieb und kommunizieren Sie diese klar an Schüler und Lehrpersonen. Halten Sie darin Fest, was erlaubt sein soll und was nicht (Beispielsweise Freundschaften via Social Networks zwischen Lehrpersonen und Schülern, die Internetnutzung generell zu Unterrichts- und Arbeitszeiten…). Flaggen Sie entsprechende Konsequenzen klar aus.
Informieren Sie sich ebenso, um die eigenen Kinder im Umgang mit neuen Medien unterstützen zu können.
Eine sehr interessante Quelle ist auch www.klicksafe.de, Lehrpersonen finden eine umfassende Materialsammlung zum Thema Cybermobbing, teilweise mit fertigen Materialien für den Unterricht.
Ebenso bietet Facebook im Sicherheitsbereich für Familien für Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen zum Thema weitere Informationen und Tipps an.
Dr. des. Eve Hipeli ist Medienwissenschaftlerin/ Medienpädagogin und arbeitet an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), am Departement P im Forschungsschwerpunkt „Psychosoziale Entwicklung und Medien“.
Sie befasst sich forschend und beratend mit Themen rund um die Mediennutzung von Heranwachsenden, Mediensozialisation und Medienkompetenz. In Ihrer im Frühling 2012 erscheinenden Doktorarbeit („Netzguidance für Jugendliche“ – VS Verlag für Sozialwissenschaften) setzte sie sich mit der Internetkompetenzförderung Jugendlicher auseinander.