Alle Jahre wieder, pünktlich auf die Grillsaison, lanciert der Schweizer Fleischwaren Produzent Bell seine Werbe-Kampagne. Im letzten Jahr stand alles unter dem Motto Grill & Win, 2010 geht es nun darum, Freunde zu verkohlen. Am Wochenende stolperte ich bei Facebook über EngagementAds, Grund genug also, den Ansatz auf Facebook unter die Lupe zu nehmen und […]
Alle Jahre wieder, pünktlich auf die Grillsaison, lanciert der Schweizer Fleischwaren Produzent Bell seine Werbe-Kampagne. Im letzten Jahr stand alles unter dem Motto Grill & Win, 2010 geht es nun darum, Freunde zu verkohlen. Am Wochenende stolperte ich bei Facebook über EngagementAds, Grund genug also, den Ansatz auf Facebook unter die Lupe zu nehmen und zu berichten.
Die Facebook Seite von Bell präsentiert sich auf den ersten Moment eher schlicht, kaum Pinnwandbeiträge, ein ausser aus drei Links bestehender leerer Info-Reiter, ein Foto-Tab, bestehend aus drei Logos und einem Wallpost, einem leeren Diskussions-Tab, drei Werbespots (meines Erinnerungsvermögen nach aus dem letzten Jahr) und dem nicht wirklich kreativen benannten Tab “BellApps” – 08/15 also, bzw. kein ersichtlicher Anreiz Fan der Facebook Seite zu werden – entsprechend niedrig ist im Moment auch die Anzahl der Fans – 214 inkl. mir.
Der Landing-Tab “BellApps” ist nett im Kampagnendesign gestaltet, steht in Deutsch und Französisch zur Verfügung – auf eine automatische Sprachwahl wurde verzichtet. Die Applikation gibt vor, dass ich ein Bild eines Freundes hochladen und ihn so zum Gesprächsthema der nächsten Grillparty machen kann. Der “Coming soon”-Teaser weist darauf hin, dass die Funktionalität demnächst also auch als iPhone-App zur Verfügung steht.
Also, ausprobieren – einige Freunde zum Verkohlen habe ich ja, also ein Klick auf “los gehts”. Nach dem obligatorischen Hinweis zur Installation der Applikation präsentiert sich die Seite nun so:
Die Facebook Applikation hat nun die Bell Facebookseite verlassen und steht alleine da. Okay, wo kann ich nun meine Freunde hochladen oder auswählen – komischerweise ist hier keine Rede mehr von meinen Freunden, anscheinend geht es nun um mich, naja, weiter ausprobieren und auf “Szene wählen” klicken.
Im nächsten Screen kann ich nun die gewünschte Szene wählen – zur Auswahl stehen mit Filmklappen-Icons die Szenen “keine Zeit”, “Gruss”, “Cooler Typ” und “Jünger” (ich will Grillen und nicht zum letzten Abendmahl). Wenn ich mich als Frau bei Facebook anmelde, habe ich fünf Szenen zur Auswahl “keine Zeit”, “Gruss”, “Möps”, “Ghübschet” und “Jünger”. Einen Freund hochladen kann ich hier immer noch nicht. Ich wähle nun mal die Szene vom Abendmahl “Jünger”, folgendes Mini-Video präsentiert sich mir:
Sobald ich das Video generiert habe, kann ich es nun mit Freunden teilen, allerdings haben die Freunde wahrscheinlich ein getrübtes Video-Erlebnis, bei meinem Versuch im Chrome Browser läuft das Video weder synchron noch in voller Länge:
Eine weitere Variante wäre, Freunde zum Video einzuladen, bei meinem Versuch habe ich meine Frau eingeladen und natürlich mit ihrem Facebook Account gleich ausprobiert, leider scheint die Applikation mit Frauen ein Problem zu haben, das Bild im iPhone blieb entsprechend leer:
Die Kampagne ist ein netter Versuch, aber meiner Meinung nach nicht fertig durchdacht und fehlerhaft. Da die Applikation ausserhalb der Facebook Seite spielt , wird der Benutzer mit relativ grosser Wahrscheinlichkeit nicht auf die Seite zurückkehren – eine Verlinkung zwischen Applikation und Facebook Seite fehlt, ein Anreiz “Fan zu werden” fehlt innerhalb der Applikation und auf der Facebook Seite, der Zuwachs an Fans wird sich also eher in einem bescheidenen Rahmen bewegen, auch wenn mit Facebook Engagement-Ads gearbeitet wird.
Die Minivideos mit personalisiertem Inhalt sind eine nette Idee, die Videos sind aber nach meinem Gusto zu einfach und zu wenig kreativ – das Potential für die virale Verbreitung dürfte somit eher bescheiden sein, vor allem wenn die Applikation, wie im Bild und Video dargestellt, Fehler verursacht.
Bei zweisprachigen Kampagnen (in diesem Fall DE/FR) sollten den Möglichkeiten von Facebook Rechnung getragen werden, im Fall von Bell BBQ sind die wenigen Pinnwandmitteilungen nur gerade in Deutsch vorhanden.
Auch wenn Facebook für viele Agenturen ein Raum für Experimente darstellt, sollten Basisfunktionen von Facebook konzeptionell richtig genutzt werden. Die reine Portierung einer mehr oder weniger kreativen Idee auf Facebook, ohne die entsprechende Berücksichtigung von Fangewinnungsmöglichkeiten, wird nicht zum Erfolg führen. Beim Einsatz von Applikation sollte diese den Beta-Status überlebt haben – immerhin bietet Facebook dafür die Sandbox und somit Testmöglichkeiten für Entwickler an. Eine fehlerhafte Applikation wirkt auch in Facebook eher lächerlich und wirft schlussendlich ein schlechtes Licht auf das zu bewerbende Produkt.
Möglich, dass bis zur Kampagnen-Präsentation für Blogger und Medienschaffende heute Abend noch entsprechende Verbesserungen nachgeschoben werden, leider kann ich aus terminlichen Gründen nicht dabei sein.