Die Gerüchte rund um den Edge Rank und die angebliche Reichweitendrosselung von Beiträgen von Facebook Seiten und die damit verbundene These, Facebook mache dies nur um das Produkt “Promoted Posts” besser verkaufen zu können, halten sich hartnäckig und bieten nach wie vor vielen Seitenbetreibern viel Gesprächsstoff. Josh Constine hat dazu einen überaus interessanten Artikel auf TechCrunch.com […]
Die Gerüchte rund um den Edge Rank und die angebliche Reichweitendrosselung von Beiträgen von Facebook Seiten und die damit verbundene These, Facebook mache dies nur um das Produkt “Promoted Posts” besser verkaufen zu können, halten sich hartnäckig und bieten nach wie vor vielen Seitenbetreibern viel Gesprächsstoff.
Josh Constine hat dazu einen überaus interessanten Artikel auf TechCrunch.com publiziert und nimmt dabei den überaus umstrittenen Beitrag von Dangerous Minds “Facebook: I want my Friends back” aufs Korn und widerlegt das Gerücht mit Zahlen.
Wie Josh Constine im Blogbeitrag beschreibt, begann das Gerücht mit einem Blogbeitrag auf Dangerous Minds, in welchem behauptet wird, dass Facebook die Reichweite von Beiträgen auf Seiten drosselt, bzw. der Verkehr, welcher von Beiträgen ab der Facebook Seite auf die Website herkommt, stark abgenommen hat. Gleichzeitig wurde die neue Funktion “Promoted Posts” von Facebook lanciert, mit welcher Seitenbetreiber ihre Beiträge durch vereinfache Ads Schaltungen verstärken konnten. Dangerous Minds kam entsprechend im Beitrag zur inkorrekten Konklusion, dass Facebook die Reichweite künstlich drosselt um das neue Produkt “Promoted Posts” besser verkaufen zu können. Wie häufig bei solchen Artikeln ist anschliessend die Newsseite Ars Technica auf das Gerücht aufgesprungen und hat zur Verbreitung der Gerüchte massgeblich zusätzlichen Antrieb geleistet.
Josh Constine wiederlegt im Artikel die wichtigisten Denkfehler in der Logik von Dangerous Minds. Dangerous Minds ging im Blogpost davon aus, dass ihre Facebook Seite vorher mit jedem Post 100% der Fans erreicht hatte. Diese Annahme ist grundsätzlich falsch, der Facebook Algorithmus (Edge Rank) hat bereits früher massiv in die Inhaltsdarstellung im Newsfeed eingegriffen um so rund zwei Dutzend aus hundert oder tausenden Inhalten darzustellen. Facebook nannte bereits im Februar 16% als die durchschnittliche Reichweite eines Seitenbeitrages. Grund für die genannten 16% durchschnittliche Reichweite sind verschiedene Umstände, beispielsweise weil nicht alle Nutzer zur Zeit der Publikation online sind, ein Beitrag kein Engagement, trotz Anzeige an die Fans, erhielt (Edge Rank Kritieren).
Wo liegen die Gründe, dass Seiten wie Dangerous Minds und viele andere Rückgänge in der Reichweite hinnehmen mussten? Josh Consine sieht dafür zwei Gründe:
1. Wachstum von Facebook
Nicht nur Fanzahlen nehmen zu, sondern auch die Verbindungen bei den Nutzern. Während Nutzer früher und neue Nutzer eher mit weniger anderen Nutzern und Seiten verbunden waren, nahm die Anzahl der Verbindungen konstant zu, entsprechend erhöht sich die Zahl der konkurrenzierenden Beiträge im Newsfeed. Mit der gesamthaften Anzahl der Beiträge nimmt die Interaktion auf einzelnen Beiträge ab, was auf Grund des Edge Rank wiederum dazu führt, dass die Beiträge weniger häufig geschaltet werden.
2. Spam-Meldungen
Ein weiterer Aspekt bieten SPAM-Meldungen. Viele Seiten posten häufig und teilweise irrelevante Inhalte, Facebook bietet bei jedem Beitrag die Möglichkeit eine SPAM-Meldung vorzunehmen. Seiten mit vielen SPAM Meldungen werden in der Reichweite zurückgestuft, Facebook möchte verhindern, dass Benutzer mit SPAM bombardiert werden.
Bei jedem Beitrag im Newsfeed steht dem Nutzer ein DropDown zur Verfügung, in welchem Beiträge unterdrückt oder als SPAM gemeldet werden können. Diese Einstellungen wurden im September von Facebook mehr hervorgehoben und vereinfacht, ein Nutzer kann heute einfacher SPAM melden, als dies früher war. Gleichzeitig hat Facebook eine Änderung im Edge Rank Algorithmus vorgenommen, welche sich negativ auf Seiten auswirkt, die häufig SPAM publizieren. Will Cathcart, der Produktmanager des Newsfeeds bei Facebook sagte gegenüber Josh Constine “Wir machten eine relativ weitreichende Änderung im Newsfeed, welche SPAM-Meldungen von Nutzern stärker berücksichtigt. Dazu wurden SPAM-Reports verwendet um Seiten und Applikationen zu identifizieren, welche SPAM verursachen. Zusätzlich wurden Verschärfungen vorgenommen, welche Beiträge, die anderen Beiträgen ähneln, welche als SPAM gekennzeichnet wurden, zu schwächen.”
Die Zunahme der SPAM-Meldungen nach der Vereinfachung der Meldefunktion zeigt deutlich die Grafik von PageLever:
Die Beschneidung der Reichweite für spammende Seiten hat also nichts mit der Einführung von Promoted Posts zu tun, welche zum selben Zeitpunkt eingeführt werden. Promoted Posts ist allerdings auch kein neues Produkt von Facebook, die Möglichkeiten der Bewerbung von Beiträgen auf Seiten waren bereits vorher vorhanden. Mit der Einführung der Promoted Posts Funktionalität wurde nur gerade die Erstellung entsprechender Ad Kampagnen massiv vereinfacht, mussten doch vorher entsprechende Buchungen manuell in mehreren Schritten über den AdManager aufgegeben werden. Somit wurde der Grundstein für die Beschneidung zur Erreichung einer höheren Reichweite, wenn überhaupt, schon sehr viel früher gelegt, nicht aber mit dem Rückgang der Reichweite durch die Anpassungen am Edge Rank im September.
Eine weitere Auswertung von PageLever zeigt, dass die tägliche Reichweite von Facebook Seiten sich nicht massgeblich verändert hat und somit die Aussage von Facebook soweit richtig ist. Einzelne Seiten haben dank der veränderten Edge Rank Kriterien sogar einen zusätzlichen Schub erhalten, da die Reichweite von qualitativ schlechter publizierender Seiten gekürzt wurde.
Der komplette und ausführlichere Artikel sowie die kontroversen Kommentare auf
TechCrunch.com “Killing Rumors With Facts: No, Facebook Didn’t Decrease Page Feed Reach To Sell More Promoted Posts”
Hutter Consult GmbH verwaltet eine hohe Anzahl von Facebook Seiten von Unternehmen in unterschiedlichen Grössen. Wir sehen bei vielen Seiten keine signifikante Veränderung der Reichweite, bei einzelnen Seiten hat die Reichweite in den letzten Monaten abgenommen, bei anderen Seiten zugenommen. Eine generelle Abnahme konnten wir nicht feststellen. Bei Seiten mit rückläufiger Reichweite ist tatsächlich eine gesteigerte Anzahl von SPAM-Meldungen zu verzeichnen.
Facebook: Der Edge Rank und die fehlende Reichweite, sprechen wir Tacheles
Facebook: Warum “Geiz ist geil” im Zusammenhang mit Likes und Kommentaren nicht geil ist
Facebook: Wie kann ich den EdgeRank für meine Inhalte positiv beeinflussen?
Facebook: beschneidet Facebook die Sichtbarkeit von Beiträgen im Newsfeed?
Facebook: Promoted Posts für Facebook Seiten
Facebook: Der Unterschied zwischen EdgeRank und GraphRank
[contentblock id=4 img=html.png]