Interessant für alle, die bei Facebook nicht nur Geld ausgeben, sondern auch verdienen möchten: Ich möchte heute anhand der Tourismus-Branche zeigen, wie (high) Performance Facebook Marketing aussehen kann und wo die Limbo-Latte der Benchmarks in etwa liegt. Geht nicht – gibt’s nicht Als Nikolaus Kopernikus Anfang des 16. Jahrhunderts seine Theorie vom heliozentrischen Weltbild veröffentlichte, […]
Interessant für alle, die bei Facebook nicht nur Geld ausgeben, sondern auch verdienen möchten: Ich möchte heute anhand der Tourismus-Branche zeigen, wie (high) Performance Facebook Marketing aussehen kann und wo die Limbo-Latte der Benchmarks in etwa liegt.
Als Nikolaus Kopernikus Anfang des 16. Jahrhunderts seine Theorie vom heliozentrischen Weltbild veröffentlichte, wurden seine Beobachtungen von der Mehrzahl der damaligen Gelehrten und Kirchenfürsten als Hirngespinst abgetan. Es kann schließlich nicht sein, was nicht sein darf.
Fünfhundert Jahre später herrscht in den Köpfen vieler Menschen immer noch der Gedanke vor „ich kenne etwas nicht – damit kann es das auch zwangsläufig nicht geben“. In Österreich nennt das der Volksmund bezeichnenderweise „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“.
Heutzutage reicht es ja meist schon aus, das Wort Facebook fehlerfrei schreiben zu können, um sich selbst Social Media Experte nennen zu dürfen. Guru ist man, wenn man es schafft, sich ohne Passwort-Vertipper einloggen zu können. Von solchen Spezialisten liest man in einschlägigen Foren dann Tatsachenfeststellungen wie „Facebook und eCommerce passt nicht zusammen“ oder „Fans kann man nicht leicht auf andere Webseiten ziehen“.
Warum ist unser Unternehmen überhaupt auf Facebook?
Geschuldet sind solche mehr als kruden Theorien den sehr unterschiedlichen Zielen von Unternehmen auf und mit Facebook. Manche Agenturen verbraten zwar ein sechsstelliges Budget im Monat, können aber nur milde darüber lächeln, dass ihre Kunden damit vielleicht auch gerne mal Geld verdienen würden. In ihren Aufgabenbeschreibungen stehen Buzzwords wie Content-Marketing oder Community-Management – ihre Ziele (falls überhaupt definiert) sind eine bestimmte Anzahl an Fans, die erzielte Bruttoreichweite und vielleicht im nächsten Ranking eines Printmediums vor der Konkurrenz zu landen. Auch zahlreiche Pokale, Awards und Auszeichnungen haben einen prominenten Platz im stylischen Büroloft, spontane Begeisterungsstürme ruft der Badge für die Reaktionsgeschwindigkeit hervor. Ich besitze dafür ein Kapperl mit der liebevollen Aufschrift Bespaßer. Klingt lustiger, als das Tagesgeschäft eigentlich ist – man kann schließlich nicht nur Kätzchenvideos verbreiten.
Weit jenseits dieses Tellerrandes beginnt dann die Welt der Erbsenzähler. Sie betreiben teilweise nicht mal eine eigene Fanpage, sondern nutzen Facebook nur als deutlich kostengünstigere und effizientere Traffic-Maschine als Google Adwords. Der heilige Gral sind die Kosten pro Conversion auf ihrer Landingpage und Klickpreise, ihre Methoden sind geheimnisumwittert und manchmal sogar hart am Rande der Legalität. Sie sind die ungeliebten Verkäufer in sozialen Netzwerken, die ich gerne Klinkenputzer nenne.
In Wahrheit sitzen alle im gleichen Boot, kochen alle nur mit Wasser und sind den manchmal schwer nachvollziehbaren Launen der Facebook Macher aus dem Silicon Valley ausgeliefert.
Man sieht bekanntlich nur, was man kennt – um das Ganze nun ein wenig zu entmystifizieren, hier ein paar Handlungsempfehlungen für den Weg vom reinen Bespaßer zum Klinkenputzer am Beispiel der Tourismusbranche in Österreich und Südtirol. Die ist nämlich, entgegen der Meinung vieler Hotelbetreiber, eine der von Facebook absolut bevorzugten Branchen mit jeder Menge Goodies und bietet alleine in Ö mit über 63.000 Nächtigungsbetrieben ein durchaus spannendes Potential.
Die Benchmarks in den folgenden Screenshots sind keine Show-Cases, sondern ganz konkrete Beispiele und Richtwerte, was möglich ist. Besser geht immer, schlechter leider auch. Profis können jetzt aufhören zu lesen – ihr kennt das alles aus der täglichen Arbeit.
Auch wenn der Drang, so rasch wie möglich die Kreditkartendaten zu hinterlegen und loszulegen, schon fast übermächtig wirkt, müssen zuerst ein paar kleine Hausaufgaben erledigt werden.
Jetzt legen wir aber endlich los
Angesichts der ständig sinkenden organischen Reichweite würde ich persönlich nicht allzu viel Geld in den Aufbau einer Fanbasis stecken. Für die Stammtischdiskussion unter Kollegen ist es aber manchmal notwendig, daher nur zwei subjektive Benchmark-Empfehlungen: Mit der richtigen Zielgruppe sollte der Preis pro neuem Fan nicht wesentlich über 15c liegen. Die Generierungsquote der Reichweite nicht deutlich unter 5% (sprich aus 100.000 mit meiner Werbung erreichten Personen sollten mindestens 5.000 Fans werden)
Oberstes Ziel der Klinkenputzer ist und bleibt aber der (in der Regel auf einer externen Landingpage) generierte Umsatz – es muss also irgendwie der Traffic von Facebook abgeleitet werden. Dafür braucht man jetzt nicht zwingend öffentliche Postings auf einer Fanpage. Falls doch, hier eine kurze Checkliste:
Als Benchmark für solche Sponsored Posts kann man einen Preis von unter 1c pro Engagement heranziehen. Bei passabler organischer Verbreitung sind Klickpreise (CPC) für im Text eingebaute externe Links von 10c durchaus realisierbar, die Konversionsrate wird allerdings erfahrungsgemäß unter die normal erzielbaren Werte sinken.
Im folgenden Beispiel wurden mit einem eingesetzten Budget von 25€ über 4.000 Beitragsinteraktionen und 372 externe Klicks generiert – der erzielte CPC lag also knapp unter 7c.
Kommerziell schlagkräftiger werden dann aber sicherlich Link-Ads in Verbindung mit Conversiontracking. Wie man die erstellt, ist hier sehr anschaulich beschrieben.
An dieser Stelle verblassen dann alle unsere bisher verwendeten KPIs – der einzige kritische Erfolgsfaktor ist ab sofort der generierte Gewinn im Verhältnis zum eingesetzten Budget, manchmal auch return-on-investment (ROI) genannt.
Facebook nennt die für uns entscheidenden Werte in den Berichten etwas sperrig „Webseiten Handlungen – Conversion Wert“ (= Gesamtertrag aus Conversions auf deiner Webseite infolge deiner Werbeanzeige) und Kosten pro Webseiten-Conversion (= Durchschnittskosten der Conversions auf deiner Webseite infolge deiner Werbeanzeige). In Fachbüchern wird letztere Kennzahl auch gerne cost-per-order (CPO) genannt, wobei in unserem Fall unter „order“ eine Buchung zu verstehen ist.
Jetzt lohnt es sich natürlich, wenn man während seiner Ausbildung bei den Kursen aus Buchhaltung und Kostenrechnung nicht allzu tief geschlafen hat. Betriebswirtschaftlich gesehen, versteht man unter diesem CPO nämlich die Akquisitionskosten pro Buchung – sie sollten mit dem erzielten Gewinn pro Buchung abgedeckt werden können. Eichhörnchendaumen mal Pi liegen branchenübliche Akquisitionskosten bei 15% bis 40% des so generierten Umsatzes. Wer mit Begriffen wie Deckungsbeitrag oder Grenzkosten pro Buchung/Saison/Zimmerkategorie seines Betriebes noch nichts anfangen kann, sollte an dieser Stelle ein dringendes Telefonat mit Buchhaltung oder Steuerberater führen.
Hier noch zwei Fallstricke, über die motivierte Einsteiger gerne stolpern und damit unerzwungen die Ergebnisse verfälschen: Buchungsumsatz inklusive Mehrwertsteuer heranziehen sowie bei der Gewinnermittlung der Buchung die fixe und variable Kostendeckung vergessen. Bitte aufpassen!
Im folgenden Beispiel wurde mit einem eingesetzten Budget von 35$ aus einer Reichweite von 10.939 ein Umsatz von 1.966$ generiert – der erzielte CPO lag bei 8,75$ (das entspricht 7,93€).
Je feiner granuliert Sujet, Text, Zielgruppensegment, Motivationsberücksichtigung und Zeitpunkt zusammenpassen, desto geringer ist der Streuverlust und desto höher die Wahrscheinlichkeit einer positiven Kampagnenevaluierung. Im zweiten Teil dieses Artikels schauen wir uns dann an, wie wir solche Segmente sinnvoll erstellen und automatisiert Zielgruppen und Werbeanzeigen in Facebook hochladen. Unzweifelhaft wird es zu besseren Ergebnissen führen, wenn ich mein Sonderangebot in einem Familienhotel in Saalbach nur jenen Facebook-Usern zeige, die in den nächsten zwei Wochen mit Kindern nach Saalbach-Hinterglemm auf Urlaub fahren wollen und gerade auf der Suche nach einem Quartier sind..
Die besten monetären Ergebnisse erzielt man idR mit manuellem CPC Bid-Management. Bei mehreren Mutationen pro Zielgruppen und einigen Kampagnen gleichzeitig können allerdings 2 bis 3 Iterationszyklen pro Tag unter Umständen sehr zeitraubend sein.
Willige Anfänger werden daher vermutlich mit aoCPM oder oCPM bessere Erfahrungen machen, der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Wir können zB mal ein unveröffentlichtes Link-Posting erstellen, dieses dann von Facebook auf Beitragsinteraktionen optimieren lassen und trotzdem die Conversionen messen. Im folgenden Beispiel wurde genau das ausprobiert, mit einem eingesetzten Budget von 480$ aus einer Reichweite von 142.663 ein Umsatz von 2.513$ generiert – der erzielte CPO lag bei 20$ (das entspricht 18,13€).
Am Ende des Tages ist es eine Geschmacks- und Zeitfrage, welche Varianten ich für meinen Betrieb bevorzuge. Solange der CPO im vertretbaren Bereich liegt und ausreichend Volumen anfällt, sind wir im grünen Bereich.
Damit sind wir am Ende des ersten Teils dieses Artikels – im Zweiten beschäftige ich mich dann mit dem richtigen Targeting mittels Custom Audiences, geeigneten Filter-Kombinationen und manuellem Bid-Management. Wie segmentiere ich zB bestehende Kundendaten, wie gestaltet man Remarketing weniger nervend.
Für heute schließe ich mit einem Zitat des Weltklasseschwimmers Michael Phelps:
If you want to be the best, you have to do things that other people aren’t willing to do.