Die möglichen Nachteile von Social Media spürt zur Zeit der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé am eigenen Leib, die Facebook Fanpage von Nestlé wurde durch eine geschickte Social Media Kampagne von Greenpeace zum Kriegsschauplatz. Nestlé, die sich wohl eher gewohnt ist Kommunikation kontrollieren zu können, ist machtlos und erhält gerade eine Lektion in Social Media Kommunikation. Die […]
Die möglichen Nachteile von Social Media spürt zur Zeit der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé am eigenen Leib, die Facebook Fanpage von Nestlé wurde durch eine geschickte Social Media Kampagne von Greenpeace zum Kriegsschauplatz. Nestlé, die sich wohl eher gewohnt ist Kommunikation kontrollieren zu können, ist machtlos und erhält gerade eine Lektion in Social Media Kommunikation. Die Online Reputation dürfte kurz- und mittelfristig enormen Schaden nehmen.
Auslöser ist die von Greenpeace lancierte Kampagne “Ask Nestlé to give rainforests a break”. Mit einem YouTube Video, einer Facebook Gruppe “Can this orang-utan get more fans than Nestle?” und der Greenpeace Fanpage torpediert Greenpeace Nestlé auf diversen Kanälen gleichzeitig:
Die Naturschutz-Aktivisten von Greenpeace weisen in der Beschreibung der Gruppe darauf hin, dass Nestlé, Hersteller von Produkten wiee Kit Kat, Palmenöl verwendet, welches von Firmen geliefert wurde, welche Mitschuld an der Abholzung der Indonesischen Regenwälder hätten. Die Abholzung der Regenwälder zerstört den natürlichen Lebensraum der Orang Utans. Anspielend auf den Werbeslogan von Kit Kat schreibt Greenpeace weiter
“we all deserve to have a break – but having one shouldn’t involve taking a bite out of Indonesia’s precious rainforests. We’re asking Nestlé to give rainforests and orang-utans a break and stop buying palm oil from destroeyed forests.”
Greenpeace geht noch wesentlich weiter und ruft Besucher der Facebook Gruppe auf, den nachfolgenden Video auf Ihrer Website zu besuchen und anschliessend “Take Action” zu wählen:
Das provokative Video von Greenpeace:
Wählt man das gewünschte Land im “Take Action Bereich” aus, wird man auf die Microsite “Give the Orang-Utan a break” weitergeleitet. Auf dieser Microsite wird nochmals das Video gezeigt und aufgefordert, das Video via Facebook und Twitter zu verbreiten. Ebenfalls wird auf der Website zu einer Protestmail-Aktion auf aufgerufen.
Nestlé veröffentlichte eine Pressemitteilung, ging detailliert mit Statistikzahlen auf die Anschuldigungen ein und kündigte an, ab 2015 nur Palmöl aus zertifizierter nachhaltiger Produktion zu verwenden, so weit so gut, Nestlé ging aber noch einen Schritt weiter und erwirkte bei YouTube erfolgreich eine Zensur des Videos, nach dem das Video von YouTube verschwunden war, griff der Streisand Effekt. Was wohl hinter den Kulissen in der Nestlé PR-Abteilung vorgegangen sein muss, zeigt Paul Bradshow / onlinejournalismblog.com in einem kurzen YouTube Video:
Nach dem Bekanntwerden der Löschung des Videos auf Youtube ging das Video erst richtig viral und wurde bei verschiedensten Videoportalen mehrfach hochgeladen, Blogs und Nachrichtenwebsites sprangen auf das Thema auf.
Auf der Fanpage von Nestlé gingen und gehen tausende Proteste ein (alleine am Sonntag mehrere Hundert). Die Pageadministratoren von Nestlé reagierten ab auch entsprechend auf die Pinnwand-Proteste und veröffentlichten mehrere Meldungen:
Neben entsprechenden Publikationen wurde auch die Absetzung eines umstrittenen Lieferanten angekündigt.
Als jedoch einige Besucher begannen veränderte Versionen des Nestlé Logos, bzw. von Produkte-Logos als Profilbild zu verwenden, hier einige Beispiele:
baten die Pageadministratoren der Nestlé-Fanpage die Besucher auf, keine “veränderten” Logoversionen zu verwenden, bzw. wiesen darauf hin, dass Nachrichten mit veränderten Logo-Varianten von der Pinnwand gelöscht würden.
Mit dem Hinweis auf eine mögliche Zensur sowie der Löschung von Pinnwandbeiträgen haben die Nestlé Pageadministratoren in ein Wespennest gestochen und noch viel mehr Proteste provoziert:
Seit Freitagabend sind die Pinnwandbeiträge von Nestlé verstummt: entweder macht die Kommunikationsabteilung von Nestlé ein ruhiges Wochenende oder hat resigniert.
Die Online Reputation von Nestlé dürfte kurz- und mittelfristig enormen Schaden nehmen. Alleine der Umstand, dass Google mit den Realtime Suchresultaten sämtliche Twitter-Meldungen laufend im Suchergebnis einblendet, weit über 200 Newsartikel auf die Story hinweisen, dürfte für die Nestlé PR-Abteilung alles andere als angenehm sein.
Nicht nur auf Facebook überschlagen sich die Kommentare, auch auf Twitter reissen die Meldungen nicht ab.
Wikipedia
Noch keinen Schaden hat die deutschsprachige Wikipediaseite von Nestlé genommen, der englischsprachige Artikel ist jedoch bereits aktuell und weist auf das Social Media PR Debakel, bzw. die Anschuldigungen rund um Palmenöl hin:
Greenpeace Website International
Die KitKat Fanpage mit zuletzt 754’654 wurde von Nestlé vom Freitag auf den Samstag aus dem Netz genommen. Nestlé verzichtet anscheinend lieber auf den Kontakt mit über 700’000 Konsumenten, als mit diesen in eine vernünftigen Dialog zu treten.
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