07.11.2013 Sicherheit & Privatsphäre

Facebook: Werbung für Sex, Schlankheitsprodukte mit seriösen Domainnamen auf Facebook – was steckt dahinter?

In der letzten Zeit tauchen vermehrt unseriöse Ads auf Facebook auf, die mit seriösen Domainnamen werben. Klickt der Nutzer in Facebook auf die Werbeanzeige, landet er allerdings nicht auf der angezeigten Domain, sondern auf einer Drittseite, welche entsprechende unseriöse Angebote beinhaltet. Wie sind solche Missbräuche überhaupt möglich? Und was macht Facebook gegen betrügerische Mails? Und […]

Thomas Hutter
7 Min. Lesezeit
3 Kommentare

shutterstock_125574665In der letzten Zeit tauchen vermehrt unseriöse Ads auf Facebook auf, die mit seriösen Domainnamen werben. Klickt der Nutzer in Facebook auf die Werbeanzeige, landet er allerdings nicht auf der angezeigten Domain, sondern auf einer Drittseite, welche entsprechende unseriöse Angebote beinhaltet. Wie sind solche Missbräuche überhaupt möglich? Und was macht Facebook gegen betrügerische Mails? Und wie kann sich ein betroffenes Unternehmen wehren? Diese Fragen werden nachfolgend detailliert erläutert.

Muskelaufbau-Präparate beim Beobachter?

Das erste Mal ist uns diese Art von Fake-Werbung beim Beobachter aufgefallen. In einem Page Post Ad im Mobile-Feed von Facebook wird für ein Muskelaufbau-Präparat geworben, Absender ist beobachter.ch, die Online Ausgabe des Beobachters, ein äusserst seriöses Magazin, dass sich mit Konsumentenfragen beschäftigt.

Muskel-Fitness Werbung vom Beobachter (Quelle: beobachter.ch)

Muskel-Fitness Werbung vom Beobachter (Quelle: beobachter.ch)

Klickt man allerdings auf den Link landet man nicht auf der Onlineausgabe des Beobachters, sondern auf der Seite “Men’s Health”, betrachtet man die Seite ein bisschen genauer, merkt man allerdings, dass es sich dabei nicht um die Originalseite von Men’s Health handelt, sondern um eine gut gemachte Kopie der Seite. Erkennbar am Logo von “Men’s Health”, auf der falschen Seite fehlt der Apostroph, es heisst dort “Mens Health”. In der Fake-Seite werden Muskelaufbaupräparate für den stählernen Männerkörper mit Superlativen beworben. Klickt man wiederum auf die entsprechende Produkte, landet man über ein Affiliate-Link auf der Bestellwebsite. Neben Men’s Health waren auch Ads mit Absender “BBC”, “FHM”, “GQ” sichtbar. Abgesetzt wurden die entsprechenden Ads über sogenannte Dark Posts von Facebook Seiten mit meistens nur wenigen Fans.

Mehr dazu kann auch im Artikel “Online Betrug – kein Muskelaufbau von Beobachter.ch” nachgelesen werden.

Bauchfett geschmolzen von health.com

Ein ganz ähnliches Beispiel ist mir letzte Woche im News Feed unter die Augen gekommen. Eine Facebook Seite “Täglichen Fitness” wirbt mit einer attraktiven und schlanken jungen Damen mit der Überschrift “Bauchfett geschmolzen”. Auch hier wird ein Page Post Link Ad verwendet, dass vermeintlich auf die Seite “health.com” verweist.

Werbung im News Feed für Schlankheitsprodukt

Werbung im News Feed für Schlankheitsprodukt

Klickt man hier auf das Ad, wird man nicht auf health.com weitergeleitet, sondern auf die Seite alalvin.com/chlas und von dort anschliessend weitergeleitet auf consumerhealthblog.com/ch/garciniacambogia_news/. Diese Zielseite ist anschliessend gespickt mit Informationen zu Carcinia Cambogia Extract, ein Produkt, welches eine schnelle Gewichtsreduktion bieten soll.

Damit das Ganze noch viel seriöser wirkt, werden Logos von bekannten Seiten wie Blick.ch, Bluewin.ch, 20min.ch und amazon.de eingeblendet, ebenfalls sichtbar ist ein Like-Button mit 59k Fans, die Fans werden aber ab einer nicht zusammenhängenden Facebook Seite generiert .

Zielseite mit Logo-Einbindungen von bekannten Seiten

Zielseite mit Logo-Einbindungen von bekannten Seiten

Auch hier sind Texte, Bilder und und und mit einer Affiliate-Seite verbunden.

Wie qualitativ hochwertig die angebotenen Produkte sind, kann in einem aktuellen Artikel von 20min.ch nachgelesen werden.

Bild.de wirbt für Sexseite

Auch bild.de wird missbraucht, wie back view schön in einem Beitrag aufzeigt. Hier wird für einmal nicht ein Page Post Link Ad verwendet, zum Einsatz kommen hier normale Domain-Ads. Junge Schönheiten fordern im Ad auf, Ihre Bilder anzusehen. Darunter ersichtlich ist die URL bild.de.

Werbung mit Domain bild.de (Quelle: backview.eu)

Klickt man hier auf die Anzeige, landet man, aufmerksame Leser ahnen es, nicht auf der bild.de, sondern auf einer Seite mit klar sexuellem Fokus. Auch bei diesem Beispiel hängen hinter den Inhalten auf der Zielseite entsprechende Affiliate-Programme.

Zielseite nach dem Klick auf die Werbung (Quelle: backview.eu)

Zielseite nach dem Klick auf die Werbung (Quelle: backview.eu)

Damit alle männlichen Nutzer angesprochen werden können, verwendet hier der Werbende unterschiedlichen Motive, so, dass alle Geschmäcker getroffen werden können.

Werbung mit bild.de als Absender (Quelle: backview.eu)

oder

Werbung mit bild.de als Absender (Quelle: backview.eu)

Werbung mit bild.de als Absender (Quelle: backview.eu)

Warum lässt Facebook solche missbräuchliche Werbung zu?

Die Frage ist berechtigt. Allerdings lässt Facebook solche missbräuchliche Werbung theoretisch nicht zu. Bei der Schaltung von Werbeanzeigen wird automatisch die Domain der Ziel-URL in den Facebook Ads angezeigt. Anschliessend werden die kreativen Daten (Bild, Text, Titel) dem Ad hinzugefügt sowie die Selektion der Zielgruppe vorgenommen. Nach diesem Vorgang werden die Ads von Facebook überprüft und, falls diese in Ordnung sind, freigegeben. Der Überprüfungsprozess ist in der Regel aufmerksam und prüft genau, ob die Richtlinien für die Werbung eingehalten werden. Bei den oben genannten Ads wird Facebook von den Werbetreibenden ebenfalls getäuscht. Ich konnte diese Täuschung mit wenig Aufwand nachstellen.

Werbetreibende die mit Ads-Server arbeiten, können eine Tracking URL verwenden. Die Tracking-URL verweist im Regelfall auf eine “virtuelle Seite” auf dem Ads-Server, von welcher aus die Zielseite aufgerufen wird. Dieser Vorgang wird eingesetzt, um die Werbeleistung, bzw. Klicks gegenzuprüfen. Wird diese Option genutzt, ruft der Ads-Server von Facebook die virtuelle Seite auf dem Ads-Server auf und folgt zur Zielseite. Entsprechend wird die URL der schlussendlichen Zielseite verwendet. Dies entspricht einer häufigen Praxis und ist soweit auch üblich. Die Werbeanzeige wird anschliessend von Facebook geprüft und freigegeben. Der Werbetreibende kann nach der Freigabe die Weiterleitung auf die Zielseite entsprechend abändern. Davon merkt der Ads-Server von Facebook nichts. Bei meinem Test habe ich dies ganz einfach nachgestellt und eine Ads geschaltet, welche auf eine Seite auf meinem Server zielte, welche via 301-Redirect auf die Zielseite blick.ch weitergeleitet wurde. Nach der Prüfung des Ads, habe ich die URL des 301-Redirects entsprechend auf die Zielseite www.hutter-consult.com verändert.

Das Ad sieht entsprechend so aus (ein Klick öffnet die Demo-Ansicht auf Facebook):

Fake-Ad für Testzweck

Fake-Ad für Testzweck

Hier beinhaltet die URL die Domain blick.ch, klickt man allerdings auf das Ad, wird die Seite www.hutter-consult.com geöffnet.

Diese “Lücke” technisch zu beheben, dürfte für Facebook nur mit erheblichem Aufwand möglich sein, müssten doch sämtliche ZielURL laufend überprüft werden.

Was unternimmt Facebook gegen missbräuchliche Werbung?

Sobald Facebook Kenntnis einer missbräuchlichen Werbung hat, wird diese sofort entfernt. Wichtig ist, dass entsprechende Missbräuche an Facebook gemeldet werden. Wie dies für Nutzer, welche auf entsprechende Werbung aufmerksam werden und betroffene Unternehmen geht, wird nachfolgend detailliert beschrieben.

Wie kann man Facebook helfen missbräuchliche Werbung zu erkennen?

Facebook ist bei vielen Dingen auf die Hilfe der Nutzer angewiesen. Trifft man in Facebook auf entsprechende Werbungen, die missbräuchliche Inhalte anbieten, muss die Werbeanzeige Facebook gemeldet werden.

Das Melden einer Werbeanzeige ist eine kurze und schmerzfreie Aktion, man klickt auf der Höhe des Ads in den oberen rechten Bereich auf das Kreuz und klickt auf “Hide this Ad” oder “Diese Werbeanzeige verbergen”.

Werbeanzeige melden

Werbeanzeige melden

Anschliessend wählt man in der Auswahl die passende Antwort, im Falle eines Missbrauchs “Misleading” oder “irreführend”.

Werbeanzeigen melden

Werbeanzeigen melden

Erhält ein Ad mehrere Feedbacks, wird es durch Facebook neu überprüft.

Bei Page Post Links Ads, also Meldungen im News Feed, kann nur gerade “Mark as Spam” oder “Als Spam markieren” verwendet werden.

Was kann ich als betroffenes Unternehmen machen?

Betroffene Unternehmen wenden sich am besten an den Facebook Account Manager oder verwendet bei der vorher beschriebenen Meldefunktion die Auswahl “other” oder “sonstiges” und klickt anschliessend auf den Link “Is this your intellectual property” oder “ist das Dein geistiges Eigentum” und füllt anschliessend die Meldung an Facebook aus.

IP-Meldung

IP-Meldung

Erscheint die Meldung im News Feed als Page Post Link Ad, sollte in jedem Fall Kontakt zum Account Manager von Facebook aufgenommen werden.

Ist diese Form von Werbung erlaubt?

Ganz klar nein. Einerseits verstösst man bei dieser Art von Werbung gegen das Schweizer Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) und andererseits gegen die Werberichtlinien von Facebook. In den Werberichtlinien von Facebook steht beispielsweise:

I. General

E. Ads must not contain false, misleading, fraudulent, or deceptive claims or content.
IV. Ad Content

F. Pharmaceuticals and Supplements
i. Ads must not promote the sale of prescription pharmaceuticals. Ads for online pharmacies are prohibited except that ads for certified pharmacies may be permitted with prior approval from Facebook.
ii. Ads that promote dietary and herbal supplements are generally permitted, provided they do not promote products containing anabolic steroids, chitosan, comfrey, dehydroepiandrosterne, ephedra, human growth hormones, melatonin, and any additional products deemed unsafe or questionable by Facebook in its sole discretion.

I. Unacceptable Business Model
Ads may not promote a business model or practice that is deemed by Facebook in its sole discretion to be unacceptable or contrary to Facebook’s overall advertising philosophy or to any applicable law, including but not limited to multi-level marketing schemes, or advertisements for scams.

Fazit

Facebook ist nur so gut, wie die Menschen, die sich in Facebook bewegen. Missbräuchliche Werbung wird nie ausgeschlossen werden können, einen 100%igen Schutz vor Missbrauch, Betrug und Täuschung wird es nie geben. Facebook Nutzer sind angehalten entsprechende Verstösse an Facebook zu melden. Inhaber von betroffenen Unternehmen können ebenfalls aktiv werden und ihre Rechte einfordern.

 

Image Credits

stop fraud bride and political or police corruption money corrupt cyber or internet crime by shutterstock.com

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