Shortvideos sind voll im Trend. Nicht nur deshalb ist die aus China stammende App «TikTok» so erfolgreich und weltweit eines der beliebtesten Apps. Jetzt versucht Instagram mit Reels TikTok Konkurrenz zu machen.
Vor einigen Wochen ist Instagram mit Reels, einem Kurz-Video-Format, in Deutschland an den Start gegangen. Das neue Feature ist Facebooks Antwort auf die Social Video App TikTok, die immer mehr an Beliebtheit dazu gewinnt. Nicht das erste Mal, dass Facebook versucht, Funktionen von anderen Plattformen zu kopieren. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Einführung von Instagram-Stories, die das gleiche Format wie Snapchat-Stories aufweisen und nach 24 Stunden wieder verschwinden. Das Feld will Facebook offensichtlich nicht einfach ungeschlagen überlassen. Schauen wir uns doch mal an, was es mit Reels auf sich hat.
Reels werden kurze bis zu 15 Sekunden lange Videos bei Instagram genannt, die ähnlich wie auf TikTok mit Musik oder Spezialeffekten unterlegt werden können. Die Reels Funktion kann man über die Instagram-Kamera produzieren. Neben dem Story-Modus gibt es unten am Bildschirm den Reiter “Reels”. Instagram stellt Nutzer dazu verschiedene Editierfunktionen zur Verfügung. Es gibt Buttons für die Musik-Auswahl sowie Effekte wie Zeitlupe oder eingeblendete Hintergründe. Nutzer können sowohl einzelne Reels-Clips als auch eine Serie von Reels aufnehmen. Die Kurzvideos können aber nur im Hochformat gedreht werden.
Auch wenn die Bearbeitungsmöglichkeiten bei Instagram im Vergleich vielleicht noch nicht ganz so umfassend sind, bietet Reels dieselben Grund-Feature an wie TikTok-Videos. Es gibt drei Möglichkeiten Reels aufzuzeichnen: Als Serie von Clips (ein Video nach dem anderen), mit einem Mal ein komplettes Video oder mit dem Hochladen von Videos aus der Galerie. Wer erfahren will, wie Reels Videos erstellt werden können, kann dies direkt in der App ausprobieren oder hier mehr dazu erfahren.
Aktuell können lediglich Nutzer aus den Ländern Brasilien, Frankreich und Deutschland eigene Reels Videos als Erweiterung erstellen und veröffentlichte Reels im Explore-Bereich entdecken. Darüber hinaus gelangen Instagram Nutzer noch über weitere Stellen an Reels. Auf den Nutzerprofilen gibt es einen gesonderten Reiter, unter dem alle Reels eines Nutzers gesammelt abrufbar sind. Reels Nutzer können eine Vorschau des jeweiligen Kurzvideos in einer Instagram Story oder im normalen Feed posten, um somit von noch mehr Nutzern entdeckt zu werden.
Ausserdem findet man Reels Videos im oberen Bildschirmteil des Explore-Bereichs, wo Nutzer wie auf TikTok zwischen den Clips scrollen und neue Creator entdecken können. Dieser Bereich ist auf die bisherigen Interessen und den Accounts, denen Nutzer folgen, zugeschnitten. Auch haben Nutzer die Möglichkeit zu interagieren und können Reels-Videos mit einem “Gefällt mir” markieren, kommentieren oder mit Freunden teilen. Ausgewählte Reels Videos kennzeichnet Instagram als “Featured”, um originelle Inhalte für die Community besonders hervorzuheben.
Unabhängig davon, dass nicht alle TikTok Filter oder Effekte 1:1 auch auf Reels verfügbar sind, ist ein wesentlicher Unterschied die Architektur und Struktur beider Plattformen. Während auf Instagram die Inhalte von Freunden oder von den Accounts, denen man folgt, im Fokus stehen, werden auf TikTok die Videos direkt im Feed entdeckt, unabhängig davon, welchem Account man folgt. Nutzer können auf TikTok also direkt von ihrem Startpunkt aus, ihrem Feed, neue Inhalte entdecken, wogegen Instagram Reels lediglich eine Erweiterung neben den bisherigen Instagram Funktionen darstellt.
“Reels von Instagram ist keine ernsthafte Alternative oder Konkurrenz zu TikTok. Einerseits überschneiden sich die Nutzergruppe von Instagram und TikTok nur zu ca. 50% und andererseits ist die TikTok-Community weitaus kreativer als die Community von Instagram. Zusätzlich dürfte die Dynamic von TikTok grösser und bei einer jüngeren Zielgruppe massiv trendiger sein. Sehr unterschiedlich ist auch die Architektur der beiden Applikationen. Während Instagram auf Feed und Stories ausgelegt ist und der Explore-Bereich einfach ein weiterer Teil der Applikation darstellt, steht bei TikTok das Entdecken im Feed an erster Stelle. Reels von Instagram stellt eine interessante Erweiterung dar, während die Funktionalität von Reels bei TikTok im Zentrum des Geschehens steht.”
Thomas Hutter, CEO Hutter Consult AG
Für viele Creator bietet das Tool durch die Möglichkeit als “Featured” Inhalt aufzutauchen, immens grosse Vorteile. Denn im Explore Bereich aufzutauchen, bedeutet für viele Creator neue Follower zu gewinnen und damit die Reichweite zu vergrössern und letztlich interessanter zu werden. Aber auch für viele Brands, bieten Reels die Möglichkeit den kreativen und inspirierenden Video Content, den man ja nur von TikTok kennt, auf einer vertrauten Plattform wie Instagram zu nutzen, um insbesondere Gen Z anzusprechen.
Dass Facebook mit Instagram Reels einen kleinen Angriff auf TikTok plant, haben viele geahnt und verwundert vermutlich die wenigsten. Vom Content her mag Reels ähnlich sein wie TikTok. Allerdings wird in puncto “Viralität” TikTok die Nase weiter vorne haben. Nichtsdestotrotz trauen sich viele Brands und Unternehmen noch nicht wirklich TikTok einzusetzen und sind sehr unbeholfen. Auch ist es im Augenblick noch recht undurchsichtig, wie Kampagnen tatsächlich auf TikTok umsetzbar sind. Instagram Reels kann daher für viele Unternehmen und Brands spannend werden, da diese Aspekte aufgelöst scheinen. Hinzu kommen zwei wesentliche Gründe, um Reels einzusetzen. Zum einen ist Instagram bereits eine vertraute Plattform für Unternehmen und zum anderen ermöglicht Reels die kreativen Tools von TikTok einzusetzen, um auch bereits die Generation Z in der Kommunikation zu berücksichtigen. Aber auch für Influencer und Creator ist Reels sicherlich spannend, um ihre kreativen und unterhaltsamen Kurzvideos ihren bereits auf Instagram aufgebauten Followern zu zeigen. Es bleibt spannend, ob TikTok auf diesen taktischen Zug von Instagram reagieren wird oder sich in Sicherheit wiegt.
Comments are closed.