Wie viele Anfragen zur Entfernung von Inhalten hat LinkedIn im zweiten Halbjahr 2020 von Regierungen erhalten? Und wie viele Inhalte wurden wegen Verstössen gegen die Professional Community Policies entfernt? Der Transparency Report verschafft Klarheit.
Der durch LinkedIn kürzlich veröffentlichte Transparency Report, für den Zeitraum Juli bis Dezember 2020, unterteilt sich mit zwei Thematiken einerseits in dem Umgang von Regierungsanfragen und andererseits in Massnahmen zur Handhabung unangemessener Inhalte und Fake-Accounts.
Warum? LinkedIn ist noch immer nicht zu bremsen: Seit der Publikation des letzten Reports vor sechs Monaten verzeichnet die Plattform nebst steigender Mitgliederzahlen ein erneutes Rekord-Engagement, einschliesslich eines 40 prozentigen Anstiegs an Konversationen. Das immer weiter wachsende Engagement auf der Plattform hat aber auch Schattenseiten. Inhalte, die aufgrund von Verstössen gegen LinkedIns Professional Community Policies entfernt wurden, verzeichneten nämlich ebenfalls einen Anstieg.
In diesem Bericht wird beschrieben, wie LinkedIn auf Regierungsanfragen nach Mitgliederdaten und Anfragen zur Entfernung von Inhalten reagiert. Um die freie Meinungsäusserung seiner Mitglieder so unangetastet wie möglich zu belassen, versucht LinkedIn die Auswirkungen von Gesetzen, die sich negativ auf konstruktive, relevante Äusserungen und Inhalte auswirken, bestmöglich zu minimieren.
Dennoch unterliegt die Plattform oftmals den Gesetzen, die für sie in den Ländern gelten, in denen sie tätig sind. In den USA beispielsweise reagiert LinkedIn auf verschiedene rechtlichen Verfahren sowohl auf Bundes-, Landes- als auch lokaler Ebene. Am häufigsten handelt es sich hierbei um Durchsuchungsbefehle und Vorladungen. Regierungsanfragen von ausserhalb der USA haben es da etwas schwieriger. Sie müssen ihr Gesuch “ordnungsgemäss” einreichen – haben also keine vereinfachten Prozesse – diese Länder benötigen Rechtshilfeabkommen oder eine ähnliche Form des internationalen Verfahrens, das als Rechtshilfegesuch anerkannt ist, um ihre Datenanfrage rechtfertigen zu können. Ausnahmen sind möglich – in Notfällen – aber eine Seltenheit.
Ist LinkedIn gezwungen Daten an eine Regierung weiterzugeben, wird vorher versucht, die betroffene Person zu benachrichtigen. Es sei denn, das geltende Recht verbietet es.
Von Juli bis Dezember 2020 hat LinkedIn insgesamt 548 Regierungsanfragen erhalten, welche 1’675 Konten betrafen. In 63 % der Fälle hat LinkedIn die Regierungsanfrage bearbeitet und somit personenbezogene Daten weitergegeben.
Die Schweizer Regierung beantragte innerhalb dieses Zeitraums in drei Anfragen die Daten von drei Konten. Zwei dieser Anträge leistete LinkedIn Folge. In Deutschland, welches die zweitmeisten Regierungsanfragen stellte, handelte es sich um 62 Anfragen, betreffend 92 Konten. 74 % der Anfragen wurden durch LinkedIn bearbeitet und der Regierung Daten von 63 Konten zur Verfügung gestellt.
Insgesamt 29 Regierungsanfragen zur Entfernung von Inhalten erhielt LinkedIn von Juli bis Dezember 2020. Acht Anfragen mehr als im vorhergegangen Halbjahr. 24 Regierungsanfragen stellte China, die restlichen 5 die Türkei. Total wurden 26 der 29 Inhalte durch LinkedIn entfernt.
Der zweite Teil des Transparency Reports befasst sich mit den Massnahmen, die LinkedIn in Bezug auf Inhalte, die gegen deren Professional Community Policies und/oder die Nutzungsvereinbarung verstossen haben, ergriffen hat. Er fasst ebenfalls die Anträge zur Entfernung von Inhalten aufgrund von Urheberrechtsverletzungen zusammen. Neu in diesem Bericht sind einige Änderungen, betreffend der Organisation im Umgang mit gemeldeten Verstössen.
Dies betrifft zum Ersten geteilte Inhalte, gegen deren Ursprungsinhalt bereits ein Verstoss gemeldet wurde. Diese wurden bisher in der Rubrik “Spam und Betrug” eingeordnet. Fortan kategorisiert LinkedIn “wieder geteilte Inhalte” in die entsprechende Kategorie für Inhaltsverletzungen. Infolgedessen zeigt dieser Bericht einen Rückgang der gemeldeten “Spam- und Betrugs”-Inhalte und einen entsprechenden Anstieg in anderen Inhaltskategorien, wie z. B. Fehlinformationen, Hassreden und gewalttätige oder grafische Inhalte.
Weiter wurde die Kategorie “Belästigung” auf Belästigungen und andere beleidigende oder unhöfliche Inhalte ausgeweitet. Folglich nennt sich diese Kategorie neu “Belästigung oder Beleidigung”.
LinkedIns automatisierten Abwehrmassnahmen konnten 98.3 % aller gefälschten Konten, die im Zeitraum von Juli bis Dezember 2020 selbständig blockieren.
11.6 Millionen Konten wurden bereits im Zuge der Registrierung blockiert. 3 Millionen weitere Konten konnten ohne eine Meldung automatisiert blockiert werden. 111 Tausend Konten wurden auf Basis von Meldungen blockiert. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2020 wurden 33.7 Millionen Konten bei der Registrierung blockiert.
Die bei weitem häufigste Art von unangemessenen Inhalten, gegen die LinkedIn vorgeht, sind ungezielte, irrelevante und sich wiederholende Mitteilungen oder Einladungen, die oft auf finanziellen Gewinn abzielen. 96.1 % der Inhalte (22.4 Millionen) konnten durch die automatischen Abwehrmassnahmen entfernt werden.
Ähnlich wie im vorherigen Berichtszeitraum erlebte LinkedIn ein rekordverdächtiges Engagement und eine starke Zunahme an Konversationen. Folglich stieg auch die Anzahl an Inhalten, die gegen die Richtlinien verstossen.
157’108 Inhalte der Kategorie “Belästigungen und andere beleidigende oder unhöfliche Inhalte” (Harassment or abusive) mussten entfernt werden. 110’742 entfernte Inhalte fielen in die Kategorie “Fehlinformation”. Die Kategorie “gewalttätige und grafische Inhalte” zählt 22’348 entfernte Beiträge und “Hassreden” 13’815 Inhalte. In der Kategorie “Adult”, also nicht jugendfreie Inhalte, wurden 9’552 Beiträge entfernt und 50 Inhalte der Kategorie “Kindsmissbrauch”.
LinkedIns Professional Community Policies verlangt von seinen Mitgliedern, die Rechte anderer zu respektieren und das Gesetz zu befolgen, einschliesslich der Einholung aller notwendigen rechtlichen Genehmigungen, bevor urheberrechtlich geschützte Inhalte geteilt werden. In diesem Bereich wurden 3’876 Anträge zur Entfernung von Inhalten gestellt, welche zu 99.96% durch LinkedIn entfernt wurden.
Eine lobenswerte und absolut positive Entwicklung, welche LinkedIn als rasant wachsende Plattform durchläuft. Der Transparency Report ist im Umfang eher kurz und knackig, was einerseits den Vorteil bringt, dass man ihn schnell gelesen hat, andererseits aber den Nachteil hat, dass an bestimmten Punkten nur wenig Tiefe “transparent” kommuniziert wird. Wünschenswert wäre vor allem mehr Transparenz beim Abschnitt über die Regierungsanfragen. Beispielsweise eine Begründung für die staatlich angeordnete Entfernung von Inhalten durch China und die Türkei. Betreffen diese Anfragen die Presse- oder Meinungsfreiheit der Mitglieder? Welcher rechtlichen Grundlage unterliegt die Plattform, dass solchen Regierungsanfragen Folge geleistet werden muss?