Was für viele Werbetreibende bei vielen Plattformen schon ganz selbstverständlich ist, beginnt LinkedIn nun zu testen. Durch die Einführung von Story Ads sollen die Werbeeinnahmen der Plattform gesteigert werden.
Story Ads sind flüchtige, vertikale Videos, Fotos oder Textbilder, speziell für mobile entwickelt. Was wir alle schon von Plattformen wie Facebook oder Snapchat kennen, wird aktuell neu auf LinkedIn getestet. Die professionelle Networking-Plattform möchte, dass Menschen und Marken das Story-Format annehmen, das für seine lockere und persönliche Art bekannt ist. LinkedIn beginnt mit dem Test zunächst in den USA und in Kanada. Ziel dieser Einführung soll es sein, die Werbeeinnahmen der Plattform, die sich im Besitz der Microsoft Corp. befindet, zu steigern. Zudem bietet das einen grossen Spielraum, damit sich Marketer von einer ganz anderen Seite präsentieren können.
Seit der Einführung der eigenen Version von Stories in den USA im September und weltweit im Oktober, hat LinkedIn nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Stories von seinen Mitgliedern und Unternehmen auf der Plattform veröffentlicht. LinkedIn hat bereits mit Anzeigen innerhalb von Stories in Märkten wie Lateinamerika und Europa experimentiert. Die Stories-Werbetests umfassen mittlerweile rund 1.000 Kampagnen von mehr als 600 Werbetreibenden, darunter WeWork Cos., Daimler AG, General Motors Co. und die Bank of New York Mellon Corp. LinkedIn plant, die Anzeigen in Stories im Jahr 2021 allgemein verfügbar zu machen.
Da im Story-Format sehr auf visuelle Effekte gesetzt wird, bietet es neue Möglichkeiten für kreative Werbetreibende. Gyanda Sachdeva, Vice President of Product für LinkedIn Marketing Solutions sagt, dass Story Ads ein Ort für Marketer sind, in welchem sie auf eine Art und Weise Dinge erkunden können, an die sie vorher auf LinkedIn noch nicht gedacht hatten. LinkedIns Einführung von Stories wurde durch die wachsende Popularität des Formats angetrieben.
Marken haben die Anzeigen für eine Vielzahl von Zwecken ausprobiert, einschließlich der Suche nach neuen Kunden, dem Erreichen potenzieller Mitarbeiter, der Generierung von Geschäftskontakten und der Förderung kommender virtueller Veranstaltungen. WeWork hat Stories-Anzeigen in Lateinamerika getestet, um eine Kampagne über seine Bemühungen um saubere Arbeitsplätze während der Pandemie zu bewerben, sowie um das Interesse an einer virtuellen Konferenz zu wecken, die im September in der Region stattfand.
Das Story-Format gibt Marken die Möglichkeit, mit einer anderen Stimme zu sprechen, als sie es sonst auf LinkedIn tun würden, sagte Brenda Tsai, Chief Marketing Officer bei BNY Mellon. Sie fügte ausserdem hinzu, dass es Sinn macht, auf LinkedIn ein persönlicheres Format einzuführen. Dabei stellt sich die Frage, wie Geschäftsleute, die hauptsächlich auf der Plattform unterwegs sind, sich mit dem neuen Format anfreunden.
Tim Fullerton, Vice President of Content bei WeWork sagte, es wäre seltsam, wenn die Personen Stories auf LinkedIn so nutzen würden, wie sie es auf Instagram tun, denn das ist nicht der Zweck von LinkedIn. Nutzen Personen diese für Konversationen über das Geschäft, sieht er jedoch einen absoluten Sinn dahinter.
Maggie Murphy, eine leitende Strategin bei Codeword LLC erwähnte zudem, dass die Personen der Plattform wahrscheinlich weniger daran interessiert sind, die Work-from-Home-Einrichtungen anderer Leute zu sehen. Sie konzentrieren sich vielmehr auf die Dinge, die sie für ihre Jobs oder Karrieren brauchen.
Stories haben auch auf anderen Plattformen an Bedeutung gewonnen: Laut der Social-Media-Marketingfirma Socialbakers machten Stories-Anzeigen auf Instagram im dritten Quartal 2020 10 % der Werbeausgaben auf Facebook aus. Die Verbreitung des Formats spornte auch Twitter an, die eigene Version, genannt “Fleets”, zu starten.
Administratoren von LinkedIn-Seiten für Unternehmen, Non-Profit-Organisationen und andere Organisationen haben 20 % der Beiträge verfasst, seit das Format im Herbst dieses Jahres eingeführt wurde – der Rest stammt von einzelnen Personen, so LinkedIn. Wie andere Technologieriesen auch, ist LinkedIn in erster Linie eine mobile Plattform, wobei 80 % der Nutzung auf mobilen Geräten erfolgt.
Der Umsatz von LinkedIn stieg in den drei Monaten bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 %, angetrieben durch das Wachstum im Anzeigengeschäft, wie aus dem letzten Ergebnisbericht von Microsoft hervorgeht. Nach einem Rückgang im vorangegangenen Quartal erreichten die Werbeausgaben wieder nahezu das Niveau der Vorjahre und stiegen im Jahresvergleich um 40 %, sagte Microsoft Chief Executive Satya Nadella auf der Bilanzpressekonferenz.
Die Vorfreude auf die Story Ads bleibt bei Marketern weiterhin bestehen und steigt zudem an, da endlich das Format in ausgewählten Regionen zur Verfügung steht und ausgerollt wurde. Zudem sollte es für das kommende Jahr für alle Werbetreibenden zugänglich sein. Die hohe Nutzung der Plattform durch Mobilgeräte wird sicherlich dazu beitragen, die Werbeeinnahmen der Plattform zu steigern. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich Stories in einem sozialen Netzwerk, das sich um Karrieren und Geschäfte dreht, genauso durchsetzen werden wie auf Plattformen, die eher für persönliche und zwanglose Kommunikation gedacht sind.