GS1 (Fachverband für Global Standards) organisierte heute den ersten Social Media Marketing Tag (Twitter-Hashtag #SMMT) in Winterthur. Nachfolgend habe ich die Inhalte kurz zusammengefasst und mit meinen Gedanken zu den unterschiedlichen Referaten ergänzt. Rund um GS1 und Social Media habe ich bereits vor einigen Tagen einen Beitrag verfasst (GS1 und Social Media?). Das Programm erscheinte auf den […]
GS1 (Fachverband für Global Standards) organisierte heute den ersten Social Media Marketing Tag (Twitter-Hashtag #SMMT) in Winterthur. Nachfolgend habe ich die Inhalte kurz zusammengefasst und mit meinen Gedanken zu den unterschiedlichen Referaten ergänzt. Rund um GS1 und Social Media habe ich bereits vor einigen Tagen einen Beitrag verfasst (GS1 und Social Media?).
Das Programm erscheinte auf den ersten Blick interessant und bot einige bekannte Namen bei den Referenten:
Das Eröffnungs von Karin Frick (Leiterin Think Tank beim Gottlieb Duttweiler Institut) hinterliess auf mich einen zwiespältigen Eindruck, einerseits weil die Referentin sich meiner Meinung nach nicht wirklich in Social Media Kanälen bewegt, andererseits durch die Aussage “Connection ist wichtiger als Content”. Meine Erfahrungen bei diversen Kunden zeigen, dass ohne “Content keine Connections” möglich sind.
Der Vortrag von Dr. rer. pol. Cary Steinmann (Dozent für Marketing an der ZHAW) hatte einen grossen Unterhaltungswert. Das Eingangsvideo auf YouTube:
Auch bei diesem Referat kann über den Inhalt gestritten werden, allerdings waren einige sehr interessante Aspekte mit dabei. Ob allerdings Applikationen die Browser einmal überholen (“Der Kapitalismus wird die Freiheit besiegen”) wird die Zukunft zeigen.
Leila Summa (PL Social Media & CRM beim MGB) spricht über migipedia.ch un die Erfahrungen der Migros mit Social Media. Das Referat wahr sehr interessant und transparent. Leila Summa brachte meiner Meinung nach gut zum Ausdruck, dass die Investitionen von heute teilweise erst morgen Früchte tragen werden.
Roman Bleichenbacher, Geschäftsführer von codecheck.info, zeigte interessante Ideen hinter codecheck.info sowie die Möglichkeiten und Erkenntnisse die Firmen über Ihre Produkte erhalten können.
Patrick Comboeuf, Director eBusiness, SBB CFF FFS, zeigte die enormen Möglichkeiten die sich für die Schweizer Bundesbahnen durch die Nutzung von Mobile-Devices eröffnen. In seinem kurzweiligen Vortrag erklärte er souverän die Möglichkeiten und Herausforderungen die Mobile-Commerce mit sich bringen. Auch die Aktivitäten und Problemstellungen im Zusammenhang mit Social Media wurden interessant beleuchtet.
Was heisst Social Media Marketing für die Werbung und Kommunikation
David Schärer von ROD zeigte an Hand der (crossmedialen) Kampagne “slow down, take it easy” die Einflüsse von Social Media Marketing auf die Werbung und Kommunikation – meines Erachtens beinhaltete der Vortrag eindeutig zu viel “Blabla zur Kampagne” und nur wenige Gesichtspunkte zum eigentlichen Thema. Grundaussage “die erfolgreichste Schweizer Social Media Kampagne ist keine Socail Media Kampagne. Die erfolgreichste Social Media Kampagne ist eine integriert gedachte Kampagne.”
Ob alleine Liker-Anzahlen massgebend für den Titel “erfolgreichste Social Media Kampagne” sind, bezweifle ich allerdings.
Laura Gerritsen, Brand Consultant und eMedia Director von Brandpulse AG versuchte E-Branding in Zeiten von Web 2.0 zu erläutern. Für mich als “Web 2.0-Insider” war das Referat eher peinlich, einerseits wegen den gemachten und meiner Meinung nach wenig fundierten Aussagen, andererseits weil Branding 1.0 mit Gewalt auf Web 2.0 durchgedrückt werden soll. Bei der Aufzählung der Schritte für einen erfolgreichen Social Media Auftritt fehlte mir einer der wichtigsten Aspekte, nämlich “zuhören” und “kommunizieren”, denn eine Zielgruppendefinition, ein sich selbst definieren, ein Inhaltskonzept gepaart mit dem geregelten visuellen Erscheinungsbild und der Verknüpfung der verschiedenen Aktivitäten, gepflegten Inhalten und gebrieften Mitarbeitern macht noch keinen erfolgreichen Social Media Auftritt aus.
Dr. Martin Widmer, Serranetga GmbH, zeigte die unterschiedlichen Werbemöglichkeiten (Kampagnen) innerhalb von Facebook auf. Einige Beispiele wurden mit Zahlen hinterlegt.
Wie es der Titel voraussagte, lag der Hauptaugenmerk auf “Facebook Werbung”, allerdings sollte der Einsatz von Facebook als reine Werbeplattform grundsätzlich hinterfragt werden. Bringt ein nachhaltiger Community-Aufbau nicht wesentlich mehr Mehrwert als ein kurzfristiger Werbebuzz a là Schweinebauchwerbung?
Qris Riner von Nemuk AG wählte den Titel “Lead Management” in Social Media. Ein interessanter Titel. Leider wichen Titel und Inhalt stark von einander ab. Rekapituliert wurden einige der “eindrücklichen” Social Media Zahlen, sowie hauptsächlich Anwendungsmöglichkeiten von Facebook zum Generieren von Weiterempfehlungen anhand des Like-Buttons oder Shopping-Versuchen innerhalb von Facebook. Das eigentliche Thema “Lead Management” wurde meines Erachtens verfehlt.
Daniel Huber von rbc Solutions AG erklärte die Grundbegriffe von CRM und Data-Mining. In seinem Referat erklärte er, dass Social Media eine Fülle von zusätzlichen Informationen und Quellen liefert und die Anzahl der Interaktionsmöglichkeiten zunimmt. Der eigentliche Inhalt war allerdings CRM und Data-Mining ohne wirklichen Bezug zu Social Media. Probleme im Zusammenhang mit CRM und Social Media (beispielsweise fehlende genaue Identifizierungs- oder Zuweisungsmöglichkeiten bei Facebook mit bestehenden CRM-Daten) wurden nicht erwähnt.
Beate Geppert von Netbreeze erklärt die Wichtigkeit von Social Media Monitoring an Hand des Tools von Netbreeze. Grundsätzlich sind die im Vortrag erwähnten Punkte richtig – allerdings hätte ich unter dem Titel mehr Inhalt erwartet als eine “Produkte-Möglichkeit-Demonstration” von Netbreeze.
Jürgen Andermahr von SAP (Schweiz AG) demonstrierte das Social Media Cockpit von SAP. Grob ausgedrückt erlaubt das Social Media Cockpit die Verknüpfung von Social Media Gesprächen (z.B. aus Twitter) mit der Kundenkarte im SAP CRM. Meines Erachtens ein interessanter Schritt in Richtigung interner Social Media Newsroom oder vielleicht besser Social Media Warroom.
Robert Aeschbacher von WebPromoter GmbH zeigte den Besuchern des GS1 Social Media Marketing Tag nochmals die wichtigsten Punkte für den Erfolg im Web auf. Das Thema war meiner Meinung nach zu weit offen für die gebotene Präsentationszeit und war so weder Fisch noch Vogel und sollte auch nicht unbedingt Bestandteil eines Social Media Marketing Tag sein.
Den einzigen englischen Vortrag hielt Willem Sodderland CEO und Gründer vom Word of Mouth Marketing Spezialisten Buzzer. In seinem kurzweiligen und sympathischen Vortrag erklärte er die Vorteile von Mund zu Mund Marketing am Beispiel von Buzzer. Die gezeigten Beispiele waren klar und verständlich. Allerdings erklärte er auch, dass die meisten Mund zu Mund Marketingaktivitäten zur Zeit noch über Offline-Kanäle laufen. Das Referat ist auf SlideShare verfügbar.
Den Organisatoren des GS1 Social Media Marketing Tag (GS1 und ZHAW) kann aus Sicht der Teilnehmer ein Kränzchen gebunden werden – toll organisiert, eine hervorragende Infrastruktur, ein gut eingehaltener Zeitplan und nicht zu letzt auch feines Essen. Allerdings versprachen einige Themen dem Titel nach mehr, als effektiv geboten wurde. Allenfalls lag es am engen Zeitplan (teilweise nur 15 Minuten pro Referent) oder aber an den nicht fix gesteckten Vorgaben für die Referate. Ebenfalls schade finde ich, dass Referate von einigen Referenten zu stark als Werbeplattform für die eigenen Produkte und Dienstleistungen genutzt werden – evtl. müssten solche Vorträge separat nach dem eigentlichen Programm nur für interessierte Zuhörer angeboten werden. Für die zweite Ausgabe “GS1 Social Media Marketing Tag” im nächsten Jahr wünsche ich mir vom Veranstalter weniger Referate, dafür Referate mit mehr Aussagekraft und Inhalt – getreu dem Grundsatz “weniger ist mehr”.
Ein Besuch war der GS1 Social Media Marketing Tag aber in jedem Fall wert.
Der Veranstalter, GS1, hat versprochen, dass sämtliche Referate auf der GS1-Website zum Download zur Verfügung gestellt werden.