Beim karfreitaglichen Schlechtwettersurfen auf Facebook bin ich über die Aktivitäten eines Freundes gestolpert – Pepsi Points. Die Neugier war gross und ich folgte dem Link in der Statusmeldung. Angetroffen habe ich eine Website von Pepsi in der Besucher Punkte sammeln und diese Punkte gegen Giveaways von Pepsi eintauschen können, ganz nett gemacht, nach dem Gamificationprinzip. […]
Beim karfreitaglichen Schlechtwettersurfen auf Facebook bin ich über die Aktivitäten eines Freundes gestolpert – Pepsi Points. Die Neugier war gross und ich folgte dem Link in der Statusmeldung. Angetroffen habe ich eine Website von Pepsi in der Besucher Punkte sammeln und diese Punkte gegen Giveaways von Pepsi eintauschen können, ganz nett gemacht, nach dem Gamificationprinzip.
Die Startseite spricht mich offen und ehrlich an “Get recognized for all you do with Pepsi!”. Der Besucher wird aufgefordert sich zu registrieren um Pepsi Experience Points zu sammeln und dafür exklusive Belohnungen zu erhalten.
Die Registration ist einfach und schnell möglich, neben der Anmeldung via Facebook und Twitter können Nutzer sich auch über die E-Mail-Adresse registrieren. Zusätzlich zur E-Mail-Adresse, bzw. zur Twitter- oder Facebook Authorisierung möchte Pepsi den Namen, den Nutzernamen sowie den ZIP-Code (die Seite richtet sich an amerikanische Nutzer).
Für die Eingabe von zusätzlichen Daten, schenkt Pepsi dem Nutzer Punkte. Beispielsweise werden für die Eingabe des Geschlechts und des Geburtsdatums schon einmal je 100 Punkte gutgeschrieben, die Registration ergibt ebenfalls schon einmal 250 Punkte und die Anmeldung für den Newsletter weitere 500 Punkte. Weitere Punkte können schnell und einfach gesammelt werden, wenn weitere Aktionen (Activities) vorgenommen werden, so sind beispielsweise ein Facebook Connect weitere 500 Punkte wert, die Verbindung mit Foursquare ebenfalls 500 Punkte, der Besuch von Pepsi.com 5 Punkte, das Lesen des Newsletters 10 Punkte, die Telefonnummer nochmals 100 Punkte. Auch die sozialen Interaktionen werden belohnt, der Like der Pepsi Facebook Seite bringt 50 Punkte, ein Foursquare CheckIn 50 Punkte und Pepsi auf Twitter zu Folgen ebenfalls 50 Punkte. Wird Pepsi Points auf Facebook geteilt, erhält der Nutzer nochmals 25 Punkte, ein Tweet mit #Pepsi Hashtag bringt zusätzliche 5 Punkte. Wird ein Video oder Foto angeschaut oder ein Artikel gelesen, erhält der Nutzer nochmals je 5 Punkte pro Inhaltselement.
Das Prinzip ist also ganz einfach, Punkte für Daten. Wird beispielsweise der Facebook Connect bei der Registrierung initiiert, werden richtig viele Daten durch den Nutzer an Pepsi geliefert. Die Applikation möchte Zugriff auf:
Wird allerdings der Facebook Connect erst in der zweiten Phase, also nach der Registration durchgeführt, ist Pepsi genügsamer, abgefragt werden hier nur noch das öffentliche Profil sowie die Freundesliste abgefragt.
Die von Pepsi für die Daten und Aktivitäten angebotenen Belohnungen im Tausch gegen die Punkte sind durchwegs attraktiv, neben (exklusiven) Giveaways wie Trinkgläser, T-Shirts, Caps, Brillen und digitalen Geschenken wie Desktop Hintergründe, Facebook Titelbilder und Twitter Hintergründe, bietet Pepsi auch VIP-Belohnungen wie beispielsweise Tickets für zwei Personen an ein Konzert, inkl. Reise und Übernachtung an (50000 Punkte).
Die Entwickler der Seite haben sich rund um den Gamificationgedanken einiges überlegt, typische Gamificationmerkmale wie Fan Level Badges, Ranglisten (inkl. Freundesrangliste), letzte eigene Aktivitäten, letzte Aktivitäten von anderen Nutzern, Hinweise auf mögliche Zusatzpunkte, Fortschrittsanzeige, etc. wurden integriert. Der Nutzer wird spielerisch durch den Datensammlungsprozess geführt, ohne dass er eigentlich wirklich merkt, was Pepsi damit bezweckt – Daten sammeln und soziale Interaktionen fördern, bzw. provozieren.
Problematisch ist aus meiner Sicht hier die Einhaltung der Facebook Platform Policy.
Gemäss der Policy dürfen über Applikationen (und Facebook Connect ist eine Applikation) keine Daten gesammelt werden, welche nicht von der Applikation benötigt werden:
II. Speicherung und Nutzung der von uns erhaltenen Daten
1. Du wirst nur diejenigen Daten anfordern, die du zum Betreiben deiner Anwendung benötigst.
4. Die Daten eines Freundes des Nutzers dürfen nur im Zusammenhang mit dem Nutzererlebnis in deiner Anwendung verwendet werden.
Auch die Incentivierung von sozialen Interaktionen auf Facebook ist nicht erlaubt:
IV. Anwendungsintegrationspunkte
1. Du darfst Nutzer nicht zur Verwendung (bzw. Sperrung von Inhalten) von sozialen Kanälen auf Facebook bewegen oder aber andeuten, dass ein Anreiz direkt mit der Nutzung unserer Kanäle verbunden ist.
Die Idee von Pepsi Points ist sehr interessant. Pepsi bietet Belohnungen für Daten und soziale Interaktionen an. Die über Pepsi Points gesammelten Daten sind wertvoll und helfen Pepsi mit, Insights über Ihre “Fans”, bzw. Kunden zu erhalten. Viele dieser Daten wären auf dem herkömmlichen Weg über Formulareingaben oder “Postkarten-Wettbewerbe” nicht oder nur kaum erhältlich, ein Benutzer würde mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in einem Wettbewerb alle seine CheckIns, Interessen und “gefällt mir”-Seiten angeben, ebenfalls wohl kaum seine Freunde auflisten. Mit Hilfe der Daten, beispielsweise den Interessen und “Gefällt mir”-Angaben, könnte Pepsi viel besser eruieren, welche Dinge bei Promotionen verlost werden sollen oder wo sich ein Sponsoring Engagement lohnt. Ebenfalls kann so ausfindig gemacht werden, auf welche Inhalte Nutzer positiv reagieren würden. Auch die CheckIn-Daten oder die Freundesverbindungen dürften bei professionellem Data-Mining einige Interessante Aufschlüsse geben.
Das Belohnungssystem ist für Pepsi interessant, können doch so zusätzliche Werbe-, bzw. Merchandising-Artikel an Fans verteilt werden, die im Sinne des Nutzers nicht mehr einen Werbeartikel, sondern ein exklusives Geschenk darstellen. Dem Nutzer kann so ganz im Sinne der VIP-Experience “Mehrwert” geboten werden.
Die Frage, wie weit den Nutzern von Pepsi Points klar ist, was für und welche Daten preisgegeben werden, lasse ich an dieser Stelle unbeantwortet. Fact ist jedenfalls, dass die Nutzer die Daten, wenn auch allenfalls unbewusst, Pepsi freiwillig übermittelt.
Auch in wie weit die belohnte soziale Interaktion wertvoll ist, kann grundsätzlich diskutiert und wahrscheinlich nicht abschliessend beantwortet werden. Als Maxime wird normalerweise überall die authentische, natürliche, organische Kommunikation gepredigt. Wird die soziale Interaktion mit Punkten incentiviert, kann aus meiner Sicht nicht mehr von einer authentischen Kommunikation gesprochen werden. Wie wertvoll entsprechend künstlich provozierte soziale Interaktionen tatsächlich sind, ist fraglich, sicherlich darf man bei den interagierenden Nutzern nicht von eigentlichen Markenbotschaftern sprechen, wie das sonst bei authentischer organischer Kommunikation häufig der Fall ist. In wie fern die Nutzer bei einem Krisenfall Pepsi verteidigen würden, wie das normalerweise bei “Brand Advocates” der Fall ist, bleibt offen.
Pepsi sammelt auf eine für den Nutzer unterhaltende und belohnende Art und Weise wertvolle Daten und Insights, welche sicherlich ein CRM System massgeblich anreichen können. Auch die incentivierte Förderung von sozialen Interaktionen dürften Pepsi sicherlich das eine oder andere Prozent höheren “Share of Voice” einbringen, wie nachhaltig dieser erhöhte Anteil allerdings schlussendlich ist, bleibt offen. Bei aufgeklärten Nutzern, welche die Datensammelwut von Unternehmen hinterfragen, wird Pepsi mit dieser Aktion nicht unbedingt zusätzliche Sympathiepunkte gewinnen können.