25.09.2020 Strategie

Kurzvideos: Mut und Adaption für neue Inhalte

Die Social Media Welt entwickelt sich und erfindet sich in Teilen immer und immer wieder neu. Seit nun einigen Jahren hat das Kurzvideo seine Fahrt aufgenommen.

Kai Thrun
6 Min. Lesezeit
2 Kommentare

Snaps, Stories und Videoclips wie TikToks sind aus dem Content-Mix fast nicht mehr wegzudenken. Es geht ohne, so wie es in jeder Ausrichtung ohne ein bestimmtes Content-Format geht. Wir führen zum Beispiel keinen YouTube-Kanal, ein anderes Unternehmen initiiert dafür keine Facebook-Gruppen, wie wir sie betreiben. Die Facetten und Möglichkeiten von Social Media sind riesig geworden. Mit diesem stetigen Wachstum bilden sich neue Formate oder bekommen über die Zeit eine Akzeptanz, so wie TikTok in den letzten 2 Jahren in Europa enorm gewachsen ist. Diese und andere Entwicklungen können gut beobachtet werden. Es ist nicht lange her, da waren vertikale Videos verpönt. Sicher, es gibt immer noch Gegner von vertikalen Videos, aber es ist gewiss nicht mehr ungewöhnlich.

Bei all dem Humor sind zwei Dinge zu beachten, die in der Vergangenheit weniger Aufmerksamkeit bekommen haben:

  1. Unternehmen wurden aufgefordert in ihrer Kommunikation in erster Linie wie ein Medienunternehmen zu denken.
  2. Wenn über ein Thema in allen Zeitungen/Magazinen berichtet wird, wird es langsam Zeit einen Blick auf den Inhalt zu werfen. Manch Marketer würde noch weiter gehen und sagen, wenn es in der Presse steht, ist man spät dran.

Unterhaltung ist mehr als eine Spielerei

Es ist einige Jahre her als der Tenor war: Unternehmenskommunikation muss mehr als Medienunternehmen gedacht werden. Es war der Versuch mit einfachen Worten auszudrücken, dass in einem hoch privilegierten Umfeld der Social Networks die Unterhaltung Vorrang vor Produkt/Dienstleistungshinweisen hat. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür, wie dies umgesetzt werden kann, ist Blendtecs «Will it blend» auf YouTube. Blendtec hat ein iPad (19 Mio Aufrufe) oder ein iPhone (13 Mio Aufrufe) in einen ihrer Haushaltsmixer gepackt, um die Frage zu beantworten: «Wird es sich vermischen?» In den Videos steht die Unterhaltung im Vordergrund und weniger die Produkteigenschaften des Mixers. Ergebnis: Der Umsatz stieg um ein Vielfaches (6-10x).

Dem Aufruf Inhalten mehr Unterhaltungsgehalt zu geben, sind generell nur Wenige gefolgt. Einige Jahre später sitzen Marketer vor Snaps, TikToks, Reels und demnächst YouTube Shorts oder Story Pins, nachdem vergängliche Inhalte Bewegung ins Thema Kurzvideos brachten. Die Zeiten sind vorbei, in denen man von Generation Z sprach und all dies als etwas abtat, was nur junge Leute anging. Inzwischen sind alle Altersgruppierungen in unterschiedlichen Gewichtungen in den Netzwerken und Sektionen unterwegs, um Kurzvideos aller Art und Form zu konsumieren.

Der Tanz ist wichtiger als die Hochzeit

Es ist bei der Masse an Inhalten nur für wenige Unternehmen möglich, die komplette Klaviatur sinnvoll zu bespielen. Es sollte einen aber nicht daran hindern, einen Blick hinter die Kulissen der Inhalte zu werfen. Das Unken über TikTok war kaum zu überhören, Reels wird skeptisch betrachtet und bei YouTube Shorts werden Fragezeichen gross. All diese Formate haben eine elementare Gemeinsamkeit, die sich wirklich jeder Marketer hinter die berühmten Ohren schreiben sollte: Man muss wissen, wie und welcher Tanz dort getanzt wird. Microsoft nimmt sich zum Beispiel zum Start des XBOX-Accounts auf TikTok selbst auf die Schippe.

@xboxPART 1. What should our first post be? Let us know what you think ##xbox ##gaming ##gamer ##fyp ##foryou♬ original sound – Xbox

Mit jeder neuen Funktion bieten sich neue Möglichkeiten der Kreativität. Die Mechaniken und Werkzeuge sind häufig nicht so neu, werden aber neu interpretiert und angewandt. TikTok Stitch ist so eine neue Möglichkeit, wo man einen x-beliebigen 5 Sekunden Clip aus einem Video eines anderen Creator nutzen kann, um darauf z.B. eine Reaktion aufzunehmen oder ein neues Ende des Videos zu finden. Da TikTok Stitch den Clip nur an den Beginn des neuen Videos zulässt, sind die Möglichkeiten noch eingeschränkt. Wenn meine Produkte in Tiktoks bereits vorhanden sind oder in einer Influencer-Kampagne platziert werden, kann ich nun als Unternehmen den Ball erneut aufnehmen und auf die Videos reagieren. Diese Reaktion kann humoristisch, ergänzend oder zustimmend ausfallen. Es bietet neben der Platzierung eine weitere Chance mit der Community des Creators in Kontakt zu treten. Dies kann mit weiterer Interaktion und Wachstum des eigenen Accounts belohnt werden. Dazu muss allerdings aktives Community Management betrieben werden, um die Videos zu finden, sofern diese nicht im Rahmen einer Kampagne mit einem bestimmten Hashtag bereits versehen wurden.

@tiktokNow Introducing: STITCH! Make the ultimate collab with your fav creators♬ original sound – tiktok

Bleiben wir einen Moment bei TikTok, denn manchmal hat man den Inhalt bereits und muss diesen nur noch adaptieren. Die Aufnahmefunktion von TikTok bietet seitjeher harte Videoschnitte. Es wäre somit einfach ein Stop-Motion-Video aufzunehmen oder ein «Daumenkino» zu erstellen. Diese Stop-Motion-Sequenzen könnten per Screenshot in einer Bilderreihe verwendet werden, um in den Instagram Storys eine aufeinander aufbauende Geschichte zu erzeugen. Gleichzeitig können diese Bilder als PDF in einer Slideshow auf LinkedIn funktionieren, sofern der Inhalt thematisch in allen Netzwerken passend ist und ggf. leicht grafisch angepasst wird.

Um nicht den Überblick in den Netzwerken zu verlieren und einen Ansatz zu haben, aktuelle Themen ausfindig zu machen, folgen einige einfache Punkte:

  • Den Explorer-Feed prüfen
    Für aktuelle Trends hilft der Explorer-Feed bei TikTok und Instagram, um aktuelle Trends und Challenges zu finden. Challenges werden häufig als solche benannt, es kann daher hilfreich sein, einfach nach «challenge» zu suchen.
  • Tieferen Eindruck gewinnen
    Sollte ein Thema sich als interessant erweisen, ist es ratsam sich mehrere Clips des Themas anzuschauen, um einen Eindruck zu bekommen, ob dies für das eigene Unternehmen umsetzbar wäre.
  • Risiken beurteilen
    Bei Gefallen des Themas und eine Idee zur eigenen Umsetzung/Anlehnung an ein Produkt oder Dienstleistung, sollte abgewogen werden, ob dadurch die eigene Reputation in Leidenschaft gezogen werden könnte. Im Zweifelsfall ist es besser, mal ein Thema an sich vorbeiziehen zu lassen. Hier ist es auch hilfreich weitere Meinungen bei Kollegen einzuholen, um weitere Perspektiven zu erhalten.
  • Adaptionen abwägen
    Kann der Clip, wie oben skizziert, durch eine leichte Anpassung ggf. auch auf anderen Netzwerken zünden? Wenn es thematisch in den bisherigen Contentplan passt, dann raus damit. Letztlich ist es nur ein weiterer Beitrag, selbst wenn dieser floppt, ist das Risiko überschaubar.
  • Inhalte beobachten & bewerten
    Nach der Veröffentlichung ist es wichtig einen Blick auf seine Inhalte zu haben. Insbesondere bei Experimenten mit neuen Inhaltsformaten sollte auf die Performance geachtet werden. Ziele solcher Beiträge können sein, die eigene Fanbase zu erweitern, neues Feedback zu erhalten und/oder Ausschläge in der Reichweite zu erzeugen. Diese Messwerte lassen sich einfach in Relation mit den eigenen Durchschnittswerten setzen, um zu ermitteln, wie die Performance des Beitrags war. Selbstverständlich besteht mit jedem Beitrag die Möglichkeit Neugeschäft zu gewinnen, allerdings ist dies eher die Ausnahme, um hier betriebswirtschaftliche Ziele anzuführen, wie es zum Beispiel im Performance Marketing der Fall ist.
  • Listen & Repeat
    Um in Social Media am Ball bleiben zu können, muss viel beobachtet werden. Es ist daher wichtig, diesen Vorgang immer und immer wieder zu wiederholen. Erfahrungsgemäss bietet sich ein Zeitraum von 1-2 Wochen an, um einen Überblick zu bekommen, welche neuen Trends sich fortlaufend auftun.

Fazit

Es war und ist im Social Media Umfeld wichtig, die digitalen Tanzflächen zu kennen. Diese Tanzflächen müssen nicht alle betreten werden, in der Regel ist dies auch nicht sinnvoll. Wichtig ist es zu wissen, welche Formate jeweils aktuell interessant sind und wieso dies so ist, sonst wird man sie nicht adaptieren können. Die Wahl der Kanäle und Formate sollte sich mit der Zielgruppe beziehungsweise Zielsetzung decken. Wie kann die dortige Herangehensweise für die eigenen Inhalte/Kanäle ausgerichtet werden, wird in dem Umfeld ein eigenes Sprachjargon verwendet? Diese Fragen zu beantworten kann nicht nur die Performance der eigenen Inhalte und Kampagnen fördern, man überspringt das eine oder andere Fettnäpfchen. Bei allen Beiträgen die erstellt werden, darf eine Sache nicht verloren gehen: Der Mut Neues auszuprobieren. Viel Erfolg!

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  1. info@wir-fuer-barrierefreiheit.de' Jonas sagt:

    Großartiger Blog, ich komme gerne regelmäßig vorbei um mitzulesen. Liebe Grüße vom Jonas

  2. pr@pabst-media.com' Ella sagt:

    Vielen Dank für den Artikel. Ich lese sehr gerne solche informativen Artikel für den Start meines eigenen Onlinebusiness 

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