Eine eingehende Analyse des LinkedIn Algorithmus Reports von Richard van der Blom. Hier sind die wichtigsten Kennzahlen und Tipps daraus.
Über LinkedIn uns dessen Algorithmus gibt es viele Meinungen, schon urbane Mythen und noch viel mehr Ratschläge. Mit Daten lassen sich nur einige davon belegen. Denn der LinkedIn Algorithmus wird gehütet wie das Rezept für Coca Cola. Eine eingehende Analyse gibt es immer wieder von Richard van der Blom. Der neueste Report dazu wurde nun veröffentlicht.
Richard van der Blom veröffentlicht das vierte Jahr in Folge seinen Report zum LinkedIn Algorithmus. Im diesjährigen Algorith Research wurden mehr Posts, mehr Profile und mehr Elemente untersucht als in den vorherigen Jahren: Für die Ausgabe 2022 wurden mehr als 9’500 Beiträge von 200 verschiedenen Profilen aus mehr als 30 verschiedenen Ländern analysiert.
58 % der LinkedIn-Nutzer sind auf der Plattform mobil aktiv. Sie sind im Durchschnitt pro Sitzung 1.55 Minuten lang in der App aktiv und sehen sich beim Scrollen ca. 16 Posts an. Im Monat verwenden sie LinkedIn durchschnittlich 13 Minuten lang.
Die Desktop-Nutzer sind im Durchschnitt 3.15 Minuten pro Sitzung auf der Plattform aktiv und sehen sich beim Scrollen ca. 9 Posts an. Im Monat verbringen sie im Durchschnitt 18 Minuten auf LinkedIn.
Im Vergleich zu 2020 hat LinkedIn drastische Änderungen vorgenommen, was Personen in ihrem Newsfeed sehen. Organische Unternehmensbeiträge machen nur noch 3 % des Feeds eines privaten Profils aus, im Gegensatz zu 2020, wo der Wert bei 6 % lag. Die Anzahl an Bild-Posts und Dokument-Posts (PDFs, Slides) nimmt zu. Auch servicebezogene Posts (wie beispielsweise Ads für Jobs, LinkedIn Learning) erscheinen öfter im persönlichen Feed. Text-Posts und Video-Posts sind immer noch beliebt, machen jedoch nur 10 % der Posts aus.
78 % des News-Feeds beinhalten Beiträge aus dem eigenen Netzwerk, die restlichen 22 % des Feeds werden von LinkedIn Ads besetzt. Folgende Faktoren beeinflussen, was für Inhalte eine Person in ihrem News-Feed sieht:
Beim Veröffentlichen sollte auf Qualität vor Quantität gesetzt werden: LinkedIn merkt sich die Relevanz (Engagement, Verweildauer und Klicks) der letzten 10 bis 15 Beiträge und reduziert demnach die Reichweite der nächsten Beiträge. Allgemein gelten folgende Best Practice bei der Erstellung von Inhalten:
Auch eine zu hohe Frequenz an neuen Beiträgen (inklusive geteilter Beiträge und Reposts) können sich negativ auf die Reichweite auswirken. In der Regel sollte nicht mehr als alle 18 Stunden ein Beitrag gepostet, Beiträge Dritter geteilt, oder repostet werden. Werden innerhalb von 18 Stunden mehr als zwei Beiträge veröffentlicht, so ist mit einem Reichweite-Verlust von 15 % für beide Beiträge zu rechnen. Bei drei Beiträgen innerhalb von 18 Stunden verlieren alle drei Beiträge 30 % an Reichweite.
LinkedIn nutzt zwei Engagement-Phasen, um die Relevanz eines Beitrags zu analysieren: Das Engagement des Netzwerks innerhalb der ersten 90 Minuten nach der Veröffentlichung eines Beitrags trägt einem schnellen Wachstum der Beitrags-Reichweite bei. Danach bestimmt das Engagement bis über mehrere Tage die konstante Reichweite des Beitrags.
Die nachfolgende Tabelle vergleicht die Leistung der Beiträge nach Format im Vergleich zu Textposts mit Bild.
Format | Reichweite im Vergleich zu Textposts mit Bild |
Dokument Posts | 2.2 – 3.4x |
Umfragen Posts | 2.1 – 2.9x |
Karussell Posts | 1.8 – 2.3x |
Text inkl. mehrere Bilder | 1.2 – 1.6x |
Video-Posts | 0.5 – 0.8x |
Posts mit 1 Link | 0.4 – 0.5x |
Ereignis feiern | 0.3 – 0.6x |
Newsletters | 0.2 – 0.9x |
Posts mit 2 oder mehr Links | 0.2 – 0.4x |
Artikel | 0.1 – 0.2x |
Den eigenen Beitrag zu liken, schadet weder, noch fördert es die Reichweite des Beitrages. Likes haben jedoch aktuell den geringsten positiven Effekt auf die Reichweite und es gibt keine Wirkungsunterschiede zwischen den Like-Optionen (Applaus, Unterstütze ich, Lustig, Wunderbar, Inspirierend, Nachdenklich). Bei jedem erhaltenen «Like» wird der Beitrag mit einer nächsten Gruppe aus dem eigenen Netzwerk von ca. 1.2 % geteilt. Der Beitrag wird für etwa 3 % des Netzwerks der Person sichtbar, die das Like vergeben hat.
Wird ein Beitrag kommentiert, sollte in der ersten Stunde nach der Veröffentlichung des Kommentars geantwortet werden. Dies sorgt für 20 % zusätzliche Reichweite. Alle Kommentare zu Kommentaren in den ersten 24 Stunden nach der Veröffentlichung sorgen für jeweils 8 bis 10 % mehr Reichweite. Die Reichweite im eigenen Netzwerk erhöht sich mit jedem erhaltenen Kommentar um 4 % im eigenen Netzwerk und um 3 % im Netzwerk der Person, die kommentiert hat. Kommentare, die weniger als 12 Wörter enthalten, haben die Hälfte der Wirkung.
Jedes Engagement (inkl. einfache «Gefällt mir»-Angaben) durch markierte Personen oder Unternehmen in einem Beitrag hat einen positiven Einfluss auf die Reichweite. Personen oder Unternehmen, die auf Markierungen nicht reagieren, verlangsamen die Reichweite erheblich. Der verursachte Reichweite-Verlust gleicht sich durch Engagement von weiteren drei markierten Personen wieder aus. Markierungen in Kommentaren, die nicht zu Engagement führen, haben hingegen keinen negativen Einfluss auf die Reichweite. Die Entfernung einer Markierung aus einem Beitrag hat einen 4-mal negativeren Einfluss auf die Reichweite, als wenn eine Markierung durch die Person einfach ignoriert wird.
Im vergangenen Jahr hat LinkedIn mehrere Optionen eingeführt, um das «Teilen» von Inhalten attraktiver und einfacher zu gestalten. Anfangs konnten Beiträge, die kommentiert wurden, mit einem Klick in eigene Beiträge verwandelt und mit einem Kommentar veröffentlicht werden. Seit Juli 2022 ist es nun möglich, einen Beitrag per einfachen Klick zu reposten. Es wird davon ausgegangen, dass diese Funktion Personen dazu ermutigen soll, mehr Inhalte auf LinkedIn zu veröffentlichen.
Wird der Originalbeitrag in den ersten vier Stunden nach der Veröffentlichung von Personen geteilt, so wird die Reichweite um 30 % erhöht. Reposts steigern die Reichweite des Originalbeitrags im Vergleich dazu nur um 4 %.
Der Creator Modus ist eine Profileinstellung, die verschiedene Vorteile bringt. Personen mit einem Creator-Profil erhalten im Durchschnitt 15 bis 35 % mehr Reichweite als solche mit einem privaten Profil.
Der Creator Modus sollte nur aktiviert werden, wenn mindestens zwei Beiträge pro Woche veröffentlicht werden können.
Je nachdem wie oft Beiträge veröffentlicht werden, steigt die Follower-Anzahl im Creator Modus um 3x bis 8x:
Beitragsfrequenz | Follower-Wachstum |
1 oder 2 Beiträge pro Woche | 3x mehr Follower-Wachstum |
3 bis 4 Beiträge pro Woche | 5x mehr Follower-Wachstum |
5 oder mehr Beiträge pro Woche | Bis zu 8x mehr Follower-Wachstum |
Die Gesamtreichweite der organischen Beiträge von Unternehmensprofilen beträgt 2.4 % der Followerschaft. Das Engagement von Nicht-Mitarbeitenden erhöht die Reichweite eines Beitrags: Ein Kommentar ist dabei 8-mal stärker als ein Like, 12-mal stärker als ein geteilter Beitrag und 6 Mal stärker als ein Klick auf «Mehr anzeigen». Das durchschnittliche Engagement ist im Vergleich zu 2021 auf 15 % gestiegen. Der Hauptgrund dafür ist, dass die meisten Unternehmen eine Employee Advocacy Strategie haben und es für Mitarbeitende einfacher geworden ist, mit Unternehmensbeiträgen zu interagieren. In den letzten drei Jahren haben viele Unternehmen ihre Inhaltsstrategie angepasst. Insgesamt wurden über 400 Unternehmensseiten über die Jahre 2019 bis 2022 analysiert und die folgenden TOP 3 Content-Themen haben sich zur Reichweiten- und Engagement-Steigerung bei Unternehmensprofilen bewährt.
Unternehmensseiten können mehrere Beiträge pro Tag veröffentlichen, ohne einen Reichweiten-Verlust zu riskieren. Es wird empfohlen 4 bis 5 Beiträge pro Woche zu veröffentlichen, da weniger als zwei Beiträge pro Woche zu 50 % weniger Reichweite führt. Ausserdem erzielen Unternehmensseiten, die mehrsprachig angelegt sind, 10 % mehr Reichweite und bis zu 20 % mehr Engagement. Von Mitarbeitenden geteilte Unternehmens-Beiträge haben 30 % weniger Einfluss auf die Reichweite, als wenn sie von externen Personen geteilt werden. Allgemein gelten für Unternehmensseiten folgende Best Practice bei der Erstellung von Inhalten:
Der Report von Richard ist sehr umfassend und bietet viele Einblicke und beinhaltet viele Tipps sowohl für private Profile als auch für Company Pages. Es gibt doch Unterschiede in den Dynamiken der beiden Profilarten. Beispielsweise was die Häufigkeit der veröffentlichten Beiträge anbelangt sowie die Qualität und Wirkung von Liked und Shares. Der Report ist noch viel umfangreicher, als die Daten, welche hier aufgeführt sind. Die gesamten Daten können jedoch auch verwirrend sein, da Tipps mehrfach gennant werden in unterschiedlichen Abschnitten. Digital Marketer, die sich eingehend mit LinkedIn befassen, sollten sich den Report vollumfänglich zu Gemüte führen.
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Hallo liebes Hutter-Team,
danke für den wertvollen Beitrag. Eine Frage zu dieser Passage habe ich: “Wird der Originalbeitrag in den ersten vier Stunden nach der Veröffentlichung von Personen geteilt, so wird die Reichweite um 30 % erhöht. Reposts steigern die Reichweite des Originalbeitrags im Vergleich dazu nur um 4 %.”
Wo ist der Unterschied zwischen geteilt und reposted? Das macht für mich keinen Unterschied. Warum ist es also einmal 30% und einmal 4%?
Und macht ihr auch die Erfahrung, dass geteilte Beiträge für denjenigen/diejenige, die es teilt, nicht so gut sind, weil sie kaum Reichweite im eigenen Feed bekommen? Für den Originalpost ist es gut, für die eigene Community weniger.
Danke für eure Einschätzung